Helena Algermissen
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SMT – Abschnitt 9: Zurück in die Berge

Tag 25: Viele glückliche Zufälle

Ich schlief ordentlich aus und verließ mein Hostel erst gegen 8:30. Glücklicherweise fühlte ich mich sehr viel besser als gestern, wenn auch nicht zurück auf 100% Power. Das Hostel lag am Rande von Ajdovscina, also begann ich meinen Tag mit einem Spaziergang durch die Stadt. Da sie nicht direkt auf dem SMT lag war mein erstes Anliegen für heute, jemanden zu finden, der mich per Anhalter wieder zurück zum Trail nehmen wollte. Ich stellte mich mit ausgestrecktem Daumen an den Rand der Straße, doch die ersten Versuche blieben erfolglos. Es hielten zwar Leute an, allerdings fuhren sie nicht in den Ort, in den ich wollte. Also versuchte ich meinen Hitch in zwei Teile zu unterteilen und siehe da, binnen weniger Minuten fand sich jemand, der mich in den ersten Ort mitnahm. Hier herrschte leider kein so reger Verkehr wie zuvor in Ajdovscina und als weit und breit kein Auto mehr in Sicht war, begann ich die Straße hinauf zu wandern. Dann sollten es eben 10 km mehr sein, dachte ich. Ich hatte schon lange die Hoffnung aufgegeben, noch woke Mitfahrgelegenheit zu finden, als schließlich ein einziges Auto die Straße hinauf fuhr. Ich versuchte mein Glück und eine nette slowenische Dame ersparte mir meine 10 km auf der Straße. Wir unterhielten uns während der gesamten Fahrt und ich bedankte mich herzlich für die Fahrt, als sich mich schließlich am SMT aussteigen ließ.

Ich wanderte hinauf durch den Wald zur Koča Antona Bavčerja. Der Hüttenwirt stand gerade an der Tür, als ich die Hütte erreichte und fragte mich, ob ich etwas trinken wollte. Ich bestellte einen Kaffee und setzte mich auf die Terrasse. Nachdem ich ausgetrunken hatte, bat ich ihn, meine Wasserflasche aufzufüllen. Er fragte mich, wie weit ich gehen würde und als ich sagte, ich würde bis nach Vojsko gehen, teilte er mir mit, da würde ich aber mehr Wasser brauchen. Er ging in die Küche und kam mit meiner vollen Wasserflasche und einem großen Glas Wasser zurück. Ich freute mich über seine nette Geste und bevor ich ging zeigte er mir meinen heutigen Weg auf der Karte. Freudig verabschiedete ich mich und wanderte in Richtung Mali Golak, einem kleinen Berg, gut zwei Stunden von hier.

Der Abstieg verlief durch den Wald, doch so viele Bäume waren entwurzelt und begruben den Trail unter sich, sodass ich Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen. Ich kletterte über unzählige Baumstämme und ohne meine GPX Karten, hätte ich Schwierigkeiten gehabt, den trail zu finden. Ehrlich gesagt war das balancieren auf Baumstämmen ein gutes Stück über dem Boden meiner Meinung nach gefährlicher, als in den hohen Bergen unterwegs zu sein. Jedenfalls rutschte ich ein paar mal ab und zog mir einige Schrammen zu. Nach einiger Zeit verließ ich das zerstörte Gebiet, überquerte eine Straße und wanderte hinauf zur geschlossenen Iztokova Koča. Da mein Magen sich ein wenig unwohl fühlte, legte ich mich kurz auf eine Bank um zu entspannen. Nach der Pause erklomm ich Mali Golak, auf dessen Spitze ich ein slowenisches Paar traf. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihnen von meiner Wanderung, vom unberechenbaren Wetter und so weiter. Ich verabschiedete mich und begann den Abstieg.

Eigentlich hatte ich für heute einen „kurzen“ Tag geplant, doch der Ort an dem ich gehofft hatte zu zelten, war offensichtlich ein Privatgrundstück, denn der Bauer mähte hier das Gras mit seinem Traktor. Also beschloss ich weiter zu gehen, nicht sehr erfreut über die nächsten 6 km auf der Forststraße. Nach kurzer Zeit hörte ich ein Auto von hinten kommen, also trat ich zur Seite, um Platz zu machen. Anstatt vorbei zu fahren, hielt der Fahrer direkt neben mir an und kurbelte das Fenster herunter. Drinnen saßen die beiden Wanderer, die ich auf Mali Golak getroffen hatte! Sie fragten mich, ob sie mich mitnehmen sollen und nach einigem Zögern gab ich nach und ließ mich nach Vojsko chauffieren. Wir unterhielten uns während der Fahrt, die beiden waren wirklich ausgesprochen nett!

In Vojsko stieg ich aus, bedankte mich und fand einen überdachten Picknick Tisch, auf dessen Bank ich gedachte zu schlafen. Da ich hier wieder Internet hatte, checkte ich meine Nachrichten und schrieb jemandem, der auch gerade den SMT wanderte, allerdings in die andere Richtung. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, ihn heute zu treffen also schrieb ich „Habe ich dich verpasst?! „Ich weiß nicht, ich habe mich verlaufen.“ antwortete er. Ich fragte ihn, wo er sei und er war bereits ein paar Kilometer hinter Vojsko aber würde es niemals vor Einbruch Dunkelheit zur Hütte hinter Mali Golak schaffen, also beschloss er nach zurück nach Vojsko zu gehen, während ich einen Schlafplatz ausfindig machte. Die Bank wäre zwar in Ordnung gewesen, aber zu zweit hätte man sich auch günstig ein Zimmer teilen können. Ich fragte in einer Unterkunft, doch alle Zimmer waren belegt. Die Besitzerin bot mir jedoch an, im Garten zu schlafen, was mir ehrlich gesagt sogar lieber war als ein Zimmer. Ich setzte mich auf die Wiese im wunderschön dekorierten Garten und wartete auf Justus.

Als er schließlich auch zu unserem Schlafplatz kam, unterhielten wir uns für den Rest des Tages. Justus war aus Finnland und hatte sogar ein paar Monate in Slowenien gelebt. Wir quatschten bis die Sonne unterging, platzierten unsere Isomatten und gingen zu Bett. Über uns spannte sich der schönste und klarste Sternenhimmel, den ich seit langem zu sehen bekommen habe.

Distanz: 23 km, +1303, -1083

Tag 26: Irgendwie ist der Wurm drin und auch viele Zecken

Justus und ich erwachten in von der Kondensation der letzten Nacht nassen Schlafsäcken und versuchten vergeblich sie während des Frühstücks zu trocknen. Als wir aufbrachen, war immer noch alles nass, also musste wohl oder übel eine längere Pause in der Sonne her. Da wir in entgegengesetzte Richtungen wanderten, verabschiedeten wir uns an der Kreuzung, ich wanderte nach Idrija und Justus zum Mali Golak.

Die ersten zwei Stunden wanderte ich auf der Straße in der just gerade aufgegangenen Sonne. Es war kein Verkehr so früh am Morgen, daher störte mich das Wandern auf der Straße weniger als sonst. Schließlich bog ich auf einen kleinen Wanderpfad in den Wald ab und wanderte über den Rücken einer Kette aus mehreren kleinen Bergen zur Koča na Hleviški planini, wo ich eine Pause machte. Die Hütte schien geschlossen und lag in der Sonne also breitete ich all meine Ausrüstung auf Tisch und Bank aus, damit sie in der Sonne trocknen konnte. Anschließend überprüfte ich routinegemäß meine Beine auf Zecken und wurde leider auch fündig. Unzählige winzige Blutsauger krabbelten auf meinen Beinen. Wenn ich eine ins Visier nahm, sah ich schon die nächste aus dem Augenwinkel und versuchte mir einzuprägen wo, damit ich bloß keine vergaß. Zu Beginn wollte ich sie nicht umbringen, setzte die Zecken auf einen Stein und warf sie so weit weg, dass ich sicher war, sie würde nicht wieder kommen. Als ich schließlich ungefähr 10 Zecken ins Exil geschickt hatte, beschloss ich mit meinem Messer lieber kurzen Prozess zu machen, damit andere Wanderer nicht das gleiche Schicksal erleiden würden.

Ein deutsches Pärchen kam zur Hütte hinauf und setzte sich an einen der Tische. Ich sagte ihnen, sie sollen nach Zecken schauen, hier gäbe es viele. Die Frau bot mir an meinen Rücken zu überprüfen, da ich immer noch dabei war, die lästigen Blutsauger von meinen Beinen zu entfernen. Nachdem ich weitere Zecken entfernt hatte, warf ich einen Blick auf meine Schuhe, auf denen auch Zecken krabbelten. Das widerlegt übrigens die Theorie, dass Zecken sich von Bäumen fallen lassen.

Nach meiner Pause wanderte ich hinab nach Idrija. Auf einer Forststraße checkte ich meine Nachrichten am Handy und Iza (die wir in den Kamnik Alpen kennenlernten) hatte mich gefragt, ob ich jemanden kennen würde, der oder die sie für eine Nacht in Innsbruck unterkommen lassen könnte. Während ich eine Antwort eintippte trat ich in eine Rinne, die vermutlich durch die starken Regenfällen entstanden war und stürzte nach vorne. Resultat: aufgeschürftes Knie aufgeschürfte Hand. Handy weg beim wandern!

In Idrija angekommen wurde irgendwie alles stressig. Ich sah eine Eisdiele und kaufte mir zwei Kugeln Eis. Tomasz rief mich an, also telefonierte ich, während ich mein köstliches Eis verzehrte. Die Eiswaffel zerbrach in der Mitte und ich musste mein Eis mit Händen und den Teilen der Waffel essen – telefonierend. Ich ging in den Supermarkt, um einzukaufen, aber nebenbei musste ich immer noch die Schlafsituation für Iza abklären, mit einer Freundin, die in Innsbruck wohnte. Außerdem musste ich den Rest des Tages planen. Somit war ich irgendwie bei allen Tätigkeiten nicht ganz bei der Sache. Völlig gestresst von der Stadt und all den Sachen die ich gleichzeitig machte, wanderte ich wieder hinauf in die Berge.

Es war heiß und der Aufstieg anstrengender und steiler als erwartet, sodass ich mehrere Pausen auf dem Weg nach oben machen musste. Immer wieder knickten beide meine Knöchel um, meistens schmerzfrei, aber dennoch seltsam, denn das passierte mir sonst eher selten. Wirklich besorgniserregend war es erst, als ich auf einem großen Stein umknickte, während ich einen Wasserfall überquerte, ich landete glücklicherweise auf meinen Händen, aber links ging es schon ein gutes Stückchen nach unten. Mein Herz setzte einen Schlag aus, aber es war alles okay und ich wanderte weiter.

Oben angekommen setzte ich mich auf eine Bank und musste erst mal wieder zu meiner inneren Wanderruhe zurückkehren. Die Tatsache, dass mir heute so viele Fehler unterlaufen waren, sprach nicht gerade dafür, dass ich konzentriert beim Wandern war. Ich entschloss den heutigen Tag bei „nur“ 25 km zu beenden, und mir ein bisschen Pause zu gönnen. Anscheinend war heute irgendwie der Wurm drin.

Auf der Terrasse der Planinska Koča Mrzl’k verbrachte ich meinen Rest des Tages in einem Sonnenstuhl und erholte mich ein wenig.

Distanz: 24,5 km +919 m, -1028 m

Tag 27: Gibt es sowas wie einen Marathon für Höhenmeter?

Nach gut 9 Stunden Schlaf, packte ich gut erholt und leicht verschlafen meinen Rucksack. Die Hüttenwirtin war schon wach also bestellte ich einen Kaffee zu meinem Frühstück, welches aus Tortilla wraps, Mandelmus und Marmelade bestand.

Als ich die Hütte verließ ging die Sonne gerade auf und tauchte das Tal in ein tieforangenes Licht. Ich wanderte durch die friedliche Morgenstimmung, in der nur die Vögel zwitscherten, und ein paar Grillen zirpten.

Die erste Hälfte des Tages verlief mal auf Wanderwegen, mal auf Straßen, durch kleine Dörfer und Bauernhöfe, über sanfte Hügel in hohem Gras und hinein in ein liebevolles Tal mit wenigen Bewohnern. Das Restaurant hier war leider geschlossen, sehr schade, denn ich hatte mich schon auf eine Pizza gefreut. Der auf der Karte eingezeichnete Wasserhahn auf der anderen Straßenseite funktionierte leider nicht, also unternahm ich einen kleinen Trip zum Fluss nebenan, um Wasser zu holen. Anschließend legte ich mich auf den leeren Parkplatz in den Schatten, um Pause vor meinem langen Aufstieg zu machen.

Distanz: 25,4 km, +1800 m, -1103 m