Helena Algermissen
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SMT – Abschnitt 8: Nicht mein Jahr

Tag 22: Endlich wieder Sonne

Als um 5:00 Uhr mein Wecker klingelte, schlich ich mich aus meinem Zimmer im Hostel. Nach einem schnellen Frühstück in der Gemeinschaftsküche begann ich noch vor dem Sonnenaufgang zu wandern.

Der Aufstieg nach Tinjan rief Erinnerungen an den sintflutartigen Regen zurück in mein Gedächtnis und beim Anblick der Kirche, in der wir den Sturm ausgewartet haben, musste ich schmunzeln. Dieses Mal führte mich mein Weg auf der anderen Seite hinunter in das Kletterdorf Osp. Ich füllte mein Wasser bei einem Campingplatz auf, auf dem scheinbar noch alle schliefen. Anschließend begann mein erster Anstieg zur Burg Grad Socerb. So früh am Morgen war natürlich noch niemand unterwegs, also setzte ich mich auf die Mauer, kaute auf meinen getrockneten Mango Stückchen herum und blickte zurück zur Adriaküste. Unter dem klaren Himmel wirkte das Meer viel blauer als wir es bisher zu Gesicht bekommen hatten.

Ich wanderte über eine große Wiese und durch zwei kleine Dörfer hindurch zum „Berg“ Slavnik. Er war zwar nur 1028 m hoch, doch immerhin mein erster richtiger Berg seit dem Neustart im Süden. Der Trail war sehr viel flacher als alles, was ich zuletzt aus den Julischen Alpen gewohnt war, deshalb überholte ich auch gleich zwei Wanderinnen auf dem Weg nach oben. Die Hütte auf der Spitze war geschlossen, aber einige Tageswanderer genossen dennoch die Aussicht über das Meer. Ich kochte mir Mittagessen auf meinem Gaskocher und saß ein wenig in der Sonne.

Gerade als ich meine Schuhe anziehen wollte, sprach mich ein Wanderer an. „Bist du Helena?“ fragte er. Ich bejahte und er sagte mir, er hätte nicht erwartet, mich zu treffen. Sein Name war Zen und er hatte meinen Blog gelesen, klärte er mich auf. Wir unterhielten uns ein wenig über den Trail und ich wünschte ihm viel Spaß auf seinem letzten Tag. Ein sehr netter Mann!

Zen und ich

Es war schön zu sehen, wie viele Leute meinen Blog lesen und dass sie mich sogar erkennen, wenn sie mich dann auf dem Trail treffen.

Es folgte ein langer Abstieg nach Markovščina. Der Ort wirkte allerdings wie ausgestorben, also wanderte ich direkt hindurch. Auf der anderen Seite ging es auf einer Straße wieder leicht bergauf, dann durch den Wald und schließlich fand ich mich in dem kleinen Ort Artvize wieder. Hier gab es eine Wasserquelle, also füllte ich meine Flaschen auf und setzte mich auf eine Bank. Am Nachmittag hatten sich einige Wolken gebildet und es sah aus als könnte es jede Minute zu regnen beginnen. Daher beschloss ich kurz zu pausieren, bis die Wolken vielleicht vorüber gezogen waren.

Am frühen Abend wanderte ich weiter. Der Weg führte bergab durch den Wald und an einem Fluss entlang. Meine Füße taten weh, denn ich war bereits 38 km unterwegs, doch hielt schon Ausschau nach einem geeigneten Platz um mein Zelt aufzustellen.

Der Fluss an dem ich entlang wanderte, kreuzte meinen Trail und ich musste ihn irgendwie überqueren (letztes Mal war hier definitiv nicht so viel Wasser). Es gab keine offensichtliche Möglichkeit, mit trockenen Füßen ans andere Ufer zu gelangen, aber ich versuchte mein bestes. Wie zu erwarten waren meine Schuhe nass, aber glücklicherweise fand ich nur 200 m weiter eine Wiese, auf der ich mein Zelt aufstellte.

Distanz: 44 km, +1700 m, -1300 m

Tag 23: Endlich habe ich meine „Hiker Legs“

Ich schlief erstaunlich gut in meinem Zelt und ignorierte sogar meinen Wecker um 5:00 Uhr, um noch etwas liegen bleiben zu können. Schließlich wurde es dann aber doch zeit abzubauen und loszugehen.

Ich wanderte noch ein wenig neben dem Fluss, überquerte ihn noch zwei mal mit resultierenden nassen Füßen und erreichte schließlich Matavun. Dieser Ort ist bekannt für seine Škocjan Höhlen, die 1986 in das UNESCO Weltkultur und Naturerbe aufgenommen wurden. Regenwasser und Flüsse hatten einst das Kalkgestein gelöst und so die berühmten Höhlen und Dolinen geformt. Da so früh am Morgen noch keine Touristen unterwegs waren, hatte ich die gesamte Aussichtsplattform für mich allein.

Ich wanderte ein wenig auf Schotterpisten durch den Wald, über eine Flugzeug-Landebahn und unter Bahngleisen hindurch. Hier war der Trail komplett überwuchert und ich musste mich durch dornige Sträucher und wilde Brombeeren schlagen, was mir nicht nur etliche Kratzer, sondern auch sechs Zecken bescherte. Schließlich wanderte ich über einen kleinen Berg, auf dem ich Zelt und Schlafsack in der Sonne trocknete und hinab nach Senozeče. Dieser Ort war irgendwie bizarr, viele Häuser sahen aus als stünden sie leer, heruntergekommen und außer Acht gelassen, doch jede Minute radelten Rennradfahrer auf S-WORKS oder Cannondale Rädern vorbei. Was für ein Kontrast.

Ich deckte mich im Supermarkt mit Verpflegung ein und setzte mich auf eine Bank um meine Joghurts und Kiwis zu verzehren. Dann plante ich den Rest des heutigen Tages und legte ein wenig die Füße hoch.

Nach der Pause führte der Weg wieder durch den Wald, wo ich Johnny traf. Wir hatten bereits auf Instagram geschrieben und er kannte meine YouTube Videos über den SMT. Ich unterhielt mich ein bisschen mit Johnny, der wirklich ausgebrochen nett war und da er heute noch einige Kilometer vor sich hatte, verabschiedeten wir uns.

Ich erreichte Razdrto am frühen Abend, füllte meine Wasserflaschen an einem Campingplatz und begann den letzten Aufstieg auf den gut 1200 m hohen Berg Nanos. Mein Rucksack lastete schwer auf meinen Schultern, wie immer hatte ich etwas zu viel essen gekauft (besser zu viel, als zu wenig). Der Aufstieg zog sich in die Länge, war teilweise sehr viel steiler als erwartet und ich pausierte mehrmals auf dem Weg nach oben. Als ich schließlich die Spitze erreichte, hatte ich einen Bärenhunger, also war es zunächst einmal Zeit fürs Abendessen. Die Hütte auf dem Berg war geschlossen, doch andere Wanderer hatten mir erzählt, man könne hier super zelten, also begann ich mein Zelt aufzubauen.

Kurze Zeit später kam ein anderer Wanderer vorbei. Ich hatte ihn leider nicht nach seinem Namen gefragt, doch er war Slowene und sagte mir ich befände mich im Bären Territorium. Wir quatschten ein wenig und er verabschiedete sich, um noch ein Stückchen weiter zu gehen.

Später am Abend stieg ich noch ein Stückchen auf die Spitze des Berges, wo es Empfang gab und ich mit Tomasz telefonieren konnte.

Distanz: 33,6 km, + 1757 m, – 932 m

Tag 23: Meine Füße laufen nicht gerne auf Straßen

Aus irgendeinem Grund war die letzte Nacht ar***kalt. Ich lag fast die ganze Nacht wach, weil ich fror, doch dabei war es eigentlich gar nicht so kalt. Nachdem ich schließlich auch meinen Kopf in den Schlafsack steckte, fand ich endlich ein wenig Schlaf.

Um kurz nach 5:00 Uhr schlüpfte ich in meine Daunenjacke und baute das Zelt ab. Dann gab es ein schnelles Frühstück und ich wanderte los in Richtung Podkraj.

Der heutige Tag verlief überwiegend durch den Wald. Nach ungefähr 2 Stunden erreichte ich eine Hütte, trank einen Kaffee und nutzte ihr WLAN, um Nachrichten zu senden und das Wetter zu checken. Nach ein paar weiteren Stunden im Wald erreichte ich genau zu Mittag Podkraj – ein kleines Dörfchen ohne Supermarkt, aber mit Kirche. Ich fand eine Bank im Ortskern, ließ mich nieder und siehe da: mein Telefon hatte sich mit dem WLAN verbunden. Es war ein „Educom“ Netzwerk, was erstens bedeuten musste, ich war in der Nähe einer Schule und zweitens ich war bereits mit dem Netzwerk verbunden, denn für das Educom benötigt man seine Schüler/Studierenden Zugangsdaten. Wie auch immer, ein Relikt aus vergangenen Wanderungen.

Ich musste mich entscheiden, ob ich über den Berg Javornik gehen wollte, oder nicht. Für heute Abend hatte ich ein Hostel in Ajdovscina gebucht, allerdings lag diese Ortschaft nicht direkt auf dem Trail. Ich musste also entweder 10 km anhängen, oder auf einen Hitchhike hoffen. Es bestand allerdings auch die Möglichkeit, Javornik auszulassen, direkt zur Straße nach Ajdovscina zu wandern, im Optimalfall per Anhalter in den Ort zu fahren und im weniger optimalen Fall, die 10 km anzuhängen. Nach einigem Überlegen entschied ich mich, über Javornik zu gehen, mein Hitchhike Glück war in letzter Zeit relativ stabil gewesen.

Die Wanderung zur Hütte auf Javornik war recht ereignislos. Ich wanderte fast durchgehend auf Forstwegen durch den Wald und die Hütte war geschlossen. Ich hielt mich nicht lange auf und begab mich auf den Weg nach unten. Auf einer kurzen Pause entdeckte ich eine Zecke an meinem Bein und entfernte sie (Nummer 8 in den letzten 24 Stunden!). Der Abstieg zog sich in die Länge, ich hörte Podcasts und versuchte mich bei Laune zu halten.

Als ich endlich Col erreichte, von wo ich per Anhalter nach Ajdovscina fahren wollte, blieb mein besagtes Hitchhiking-Glück zunächst aus. Etliche Autos fuhren an mir vorbei und ich überlegte schon, ob ich mir nicht ein Taxi rufen sollte. Schließlich hielt endlich jemand an und fuhr mich sogar direkt zum Supermarkt. Wir quatschten ein wenig über die Trails in der Umgebung und bedankte mich für die Fahrt.

Der Supermarkt war riesig. Ich kaufte viel zu viel Essen, sodass ich nicht einmal alles in meinen Rucksack bekam. Mit Plastik Tüte in der Hand wanderte ich zu meinem Hostel. In den letzten 30 Minuten taten meine Füße besonders weh…

Inzwischen war es über sechs Stunden und ca 15 km her, seit ich zuletzt etwas gegessen hatte. Ich begann mich zu wundern, dass mein Appetit ausblieb, doch ich hatte ja den ganzen Abend Zeit, irgendwann würde ich schon hungrig werden.

Nachdem ich eingecheckt hatte, nahm ich eine Dusche und steckte all meine Wäsche in die Waschmaschine. Nur mit einem Handtuch bekleidet kehrte ich in mein Zimmer zurück, welches ich heute alleine bewohnen würde.

Die Dinge nahmen leider einen anderen Lauf. Ich begann leichtes Unwohlsein in der Magengegend zu spüren, das später zu starker Übelkeit wurde. Sicher, dass ich mich übergeben musste ging ich mehrmals ins Badezimmer, doch es kam nichts. Aus der Küche holte ich mir eine Plastik Schüssel und stellte sie neben mein Bett. Ich fühlte mich absolut miserabel, immer noch, als müsste ich mich jede Sekunde übergeben. Mein Körper sendete mir alle möglichen Signale, bloß nichts zu essen, doch Tomasz überredete mich am Telefon, dass ich etwas essen musste. Mühsam zwang ich mich dazu einen Joghurt zu essen, er blieb glücklicherweise drinnen.

Distanz: 34 km, +825 m, -1439 m

  1. Aug 9, 2023 11:08 pm

    Puh,was war denn da los??Übelkeit und Erbrechen sind ein echter Albtraum und auch schrecklich Kräfte zehrend.Ich hoffe deine Nacht wird akzeptabel und vllt auch noch etwas erholsam. Wie schön zu lesen,dass du Menschen begegnest,dir deinen Blog lesen und dich dich erkennen!
    Ich wünsche die rasche Besserung und Energie für den nächsten Tag.Die Schwierigkeiten scheinen nicht abreißen zu wollen…..das wird,ganz sicher!!