Helena Algermissen
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SMT – Abschnitt 2: Pohorje

Tag 4: Sturm und Stromausfall

Im Poštarski dom schlief ich zum ersten Mal richtig durch. So fiel es mir auch um einiges schwerer um 6:00 Uhr aufzustehen und mich von meinem gemütlichen Bett zu trennen. Nun ja, es wäre zwar nicht das gemütlichste Bett für die meisten Leute, aber es war ein Luxus verglichen mit meiner quietschenden Luftmatratze.

Poštaski dom

Marijn und ich packten unsere Sachen und setzten uns an einen großen Holztisch vor der Hütte um zu frühstücken. Meinen Tortilla Wraps mit Nutella blieb ich wie immer treu. Draußen war es kalt und neblig, dicke Wolken krochen an der Flanke des Berg Uršlja Gora hinauf. Wir setzten uns in Bewegung und nach nur 30 Minuten begann es zu regnen. Glücklicherweise war der Schauer kurzweilig und anschließend ließ sich sogar die Sonne blicken. Der Aufstieg auf den etwas über 1600 m hohen Uršlja Gora war schweißtreibend und ich spürte jedes Gramm meines Rucksacks auf den Schultern lasten. Am ersten Tag nach dem Einkaufen war er immer besonders schwer…

Ungefähr um 10:00 Uhr erreichten wir schließlich den Gipfel, auf dem eine kleine Berghütte und eine Kirche thronten. Wir durchquerten eine laut summende Blumenwiese in der die Bestäuber fleißig am Werk waren und schlugen den Weg zur Hütte ein. Hier bestellten wir uns Coca Cola und Kaffee, und setzten uns in die Sonne. In einiger Entfernung trocknete meine nassgeschwitze Kleidung im kühlen Gipfelwind.

Marijn und ich übten Kopfstände im Gras, er zeigte mir ein einhändiges Rad und ich versuchte mich an ein paar Handständen. Nach unserer kleinen sportlichen Pause gingen wir noch zum Gipfelkreuz, das etwas hinter der Hütte gelegen war. Von hier oben konnte man die Kamnik Alpen in ihrer vollen Pracht bewundern. Der helle Kalkstein funkelte in der Sonne und sah fast aus wie Schnee.

Wir stiegen ein Stück wieder hinab, überquerten eine von Kühen bewohnte Wiese und fanden uns schon bald im Wald wieder. Auf einer Forststraße wanderten wir bis wir kurz nach 13:00 eine kleine Hütte erreichten und eine Mittagspause einlegten. Der Himmel war von bläulich grauen Wolken verhangen und wir beschlossen, dass aufziehende Gewitter in der Hütte auszusitzen. Wie sich nur eine Stunde später herausstellte, war dies auch definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Der Wind peitschte den Regen gegen die Fensterscheiben, es donnerte laut und dunkel über uns und nach einiger Zeit fiel sogar der Strom komplett aus. Wir wussten, es war ein starkes Gewitter, als die Hüttenwirtin ihr Telefon zückte und ein Video machte. Sie erklärte uns, das sei in letzter Zeit häufiger passiert und als Marijn sie fragte, ob es normal sei, verneinte sie.

Wir tranken einen Kaffee und warteten auf das Ende des Sturms. Als der Himmel endlich aufklarte setzten wir uns in Bewegung in Richtung Smrekovec und der knapp darunter liegenden Hütte. Schon während des Wanders überlegten wir, ob es schlauer wäre, noch eine Nacht in einer Hütte zu verbringen, oder das Zelt aufzuschlagen. Kurz bevor wir sie erreichten, überquerten wir eine kleine Lichtung. Da sie den perfekten Zeltplatz darstellte beschloss ich kurzerhand hierzubleiben. Die Wetterberichte waren sich nicht ganz einig über die kommende Nacht, doch es sah nicht allzu schlecht aus und ich wollte nicht all mein Geld schon am Anfang auf den Kopf hauen. Marijn wanderte noch ein Stück weiter zur Hütte, um dort zu schlafen. Wir besprachen uns morgen um 7:00 Uhr dort zu treffen um dann wieder gemeinsam weiter zu wandern.

Gerade als ich mein Zelt aufgebaut hatte, begann es zu regnen. Ich setzte mich mit angezogenen Beinen hinein in mein unvollständiges Werk, umrandet von meinem unausgepackten Equipment. Hier zweifelte ich zum ersten Mal meine Entscheidung an. Der Regen hörte glücklicherweise schnell wieder auf und ich konnte mein kleines zuhause einrichten. Anschließend kochte ich mir etwas zu essen und beobachtete den Himmel. Als es schließlich Zeit war zu schlafen, legte ich mich hin und versuchte die Augen zuzumachen. In der Ferne erhellten Blitze den Horizont was es mir erschwerte einzuschlafen. Außerdem wollte ich wissen, ob das Gewitter näher kam. Um 2:00 Uhr war es endlich dunkel und ich schlief ein.

Distanz: 24,4 km; 1515 hm rauf; 950 hm runter

Tag 5: Die Fortsetzung der Löffel Saga

Um 4:30 Uhr erwachte ich aus meinem „Nickerchen“ und beschloss schon aufzubrechen, um alles abgebaut zu haben, wenn der angekündigte Regen des Morgens kommen sollte. Eine Stunde später erreichte ich die Hütte, in der Marijn geschlafen hatte. Ich traf ein slowenisches Pärchen und unterhielt mich kurz mit den beiden bis sie los wanderten. Anschließend filterte ich mein Wasser und wartete auf Marijn.

Als er kurze Zeit später aus der Hütte kam, frühstückten wir gemeinsam. Bei der Zubereitung seines Porridge musste er leider feststellen, dass er den Löffel den ich ihm vor 2 Tagen aus einer Berghütte entwendet hatte auch verloren hatte. Das sind zwei Löffel in nur 5 Tagen! Ich lieh ihm vorübergehend meinen und würde mich später wieder auf Löffeljagd begeben.

Nach dem Frühstück wanderten wir durch weites saftiges Grasland über den Rücken der Smrekovec Gruppe. Der angekündigte Regen ereignete sich glücklicherweise nicht und wir waren bis zum Abend vom Wetter unbehelligt.

Nachdem wir die kleineren Gipfel Krnes und Komen erklommen hatten, statteten wir dem Aussichtspunkt Travniku auch noch einen schnellen Besuch ab. Ein hervorragender Ort, um in die Kamnik Alpen zu schauen. Anschließend wanderten wir hinunter zur Koča na Travniku, die unter der Woche leider geschlossen hatte und machten eine kurze Pause in der Sonne.

Von hier aus ging es noch gut zwei Stunden durch Wald und Almenlandschaft bis zur Koča loki pod Raduho. Es war erst 13:00 und wir überlegten entweder die nächste Etappe anzuhängen, oder hier zu bleiben. Eine kurze Überprüfung des Wetterberichts teilte uns mit, dass uns das angekündigte Gewitter doch erst gegen Abend erreichen würde. Also stiegen wir über einen steilen steinigen Pfad hinauf zu unserem ersten 2000er – Raduha. Auf dem Gipfel thronten Eisaxt und Gipfelbuch vor einer Kulisse aus scharfkantigen Bergen, die in der Nachmittagssonne ihre Tiefe verloren hatten.

Der Abstieg zur Koča grohotu pod raduho fühlte sich mit dem Aufstieg fast mühelos und schnell an. Das Geröll war besonders beim Abstieg mit Vorsicht zu genießen und man sah in der Umgebung deutliche Spuren kürzlich stattgefundener Erosion.

Nachdem wir schließlich mit müden Beinen die Hütte erreichten, stießen wir zunächst mit einem alkoholfreien Radler an und bestellten uns eine Kleinigkeit zu essen. Die Hüttenwirtin war sehr freundlich und erklärte uns jedes Gericht in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Slowenisch. Gut gesättigt sprang ich noch schnell unter die Dusche und machte mich fertig fürs Bett.

Koča grohotu pod raduho
Štruklji – Ziehteigrollen gefüllt mit Quark

Distanz: 22,7 km; 1518 hm rauf; 1424 hm runter

Tag 6: Eine Herzliche Einladung

Wir hatten uns keinen Wecker gestellt, da wir heute genügend Zeit hatten, Solčava zu erreichen und Tomasz aufzugabeln, der uns ab heute für eine Woche begleiten würde. Um 7:00 Uhr waren wir langsam auf den Beinen. Draußen regnete es in Strömen und wir ließen uns Zeit mit dem Frühstück. Den zweiten Kaffee spendierte uns die großzügige Wirtin.

Als der Regen endlich abebbte, setzten wir uns langsam in Bewegung. Der Abstieg war schlammig und viele Male rutschen wir auf dem nassen Waldboden. Nachdem wir schließlich den SMT verloren hatten, wanderten wir auf einer Forststraße an unser Ziel. In Solčava suchten wir zunächst den kleinen Supermarkt auf und kauften wie immer viel zu viel Essen. Auf einem Picknick Tisch vor dem Supermarkt wurde alles verzehrt was entweder keinen Platz mehr im Rucksack fand, oder nicht lange haltbar war. Anschließend siedelten wir über zu einem Café auf der anderen Straßenseite. Auf dem WC musste ich leider feststellen, dass ich meine Periode bekam, was die Vorfreude auf die Berge ein wenig überschattete. Ich schluckte eine schmerztablette und versuchte das beste daraus zu machen.

Um 13:45 machten wir uns nach der ausgiebigen Pause auf den Weg nach Robanov Kot, einem wunderschönen Tal mit einer Ansammlung aus alten Bauernhöfen, wo Tomasz‘ Bus ankam und unser Duo zu einem Trio wurde. Schon während wir auf Tomasz warteten begann es zu regnen und vor uns lag ein langer und steiler Aufstieg in die Kamnik-Savinja Alpen.

Unser Plan änderte sich recht schnell, denn aus dem Regen wurde ein Gewitter, dass mit voller Wucht über unseren Köpfen hereinbrach. Wir wanderten weiter, auf der Suche nach einem Unterstand. Fündig wurden wir schließlich in einer Scheune, die zu einem Bauernhof entlang des Weges gehörte. Eine Frau kam auf uns zu und fragte, wo wir schlafen würden. Wahrheitsgemäß war unsere Antwort, dass wir es noch nicht wüssten. Sie lächelte und ging wieder. Der Regen wollte einfach nicht aufhören und wurde mehr und mehr. Nach einiger Zeit beschlossen wir ein Picknick zu machen. Immer wieder zuckten Blitze durch das Tal.

In der Scheune

Einige Zeit später kamen eine andere Frau und ein junger Mann auf uns zu. Sie war die Besitzerin der Scheune und er der Sohn eines Bauers. Offensichtlich war sie nicht gerade erquickt darüber, dass wir in ihrer Scheune saßen und wir entschuldigten uns vielmals und versicherten, es wäre nicht unsere Absicht gewesen, in ihrer Scheune zu schlafen. Der junge Mann lud uns zu sich ein und zeigte auf ein Haus etwas tiefer im Tal. Wir packten unsere Sachen und folgten seiner Weisung.

Als wir an dem hübschen alten Bauernhaus ankamen, empfing uns die Ehefrau des Mannes mit dem wir zuvor gesprochen hatten. Sie bot uns das letzte freie Zimmer an und machte uns einen besonders guten Preis. Nicht nur aus Ermangelung von Alternativen, sondern auch weil es ein wirklich schönes Gasthaus war, beschlossen wir zu bleiben. Den Aufstieg hätten wir nun sowieso nicht mehr geschafft. Unsere Gastgeber versorgten uns mit selbstgemachtem Himbeerschnaps und boten uns sogar eine Suppe (kostenlos) an! Wir versicherten, dass wir mehr als bereit waren auch dafür zu bezahlen. Die Gastfreundschaft der Slowenen erwies sich als grenzenlos.

Abends war es dann sogar wieder schön

Distanz: 11,6 km; 126 hm rauf, 919 hm runter

  1. Jul 22, 2023 11:34 am

    Eijeijei….die Tour ist ja diesmal sehr von Gewittern begleitet.Gut, dass es so gastfreundliche Menschen gibt!Die Bilder schauen eher nach schönem Wetter aus.Die Nutella-Tortilla-Wraps ,nun ja,klingen für mich noch nicht so ansprechend,da lob ich mir den Ramen-Kartoffelbrei-Glutamat-Eintopf….:-).Viel Spaß von nun an als Trio,und vor allem weniger Gewitter auf dem Trail.Liebe Grüße ans Bergziegentrio,vom Galgenbergbalkon!Von hier aus lässt es sich gefahrlos mitwandern….

    • Jul 22, 2023 5:58 pm

      @Juliane Woelk

      Wenn die Gewitter da sind, möchte man lieber nicht das Handy rausholen… heute Nacht noch einmal Gewitter und dann 2 Tage klar. Hoffentlich kommt das auch so wie angekündigt. Mussten heute ab mittags abbrechen, exponierte Grat Wanderung, von der uns abgeraten wurde.
      Freut mich, wenn ihr gerne mitlest ☺️