Helena Algermissen
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SMT – Abschnitt 4: The Kamnik Alps kick A**

Tag 10: Zero-day

Zu diesem Tag gibt es eigentlich nicht so viel zu sagen. Aufgrund des angesagten Sturms beschlossen Marijn, Tomasz, Iza, Marc und ich den Tag in der Hütte zu verbringen. Das entpuppte sich auch als die richtige Entscheidung als wir durch die Fenster beobachteten, wie der Wind den Regen bergaufwärts peitschte. Selbst die Fenster in der Hütte hielten in dem Sturm nicht dicht und Wasser lief an der Fensterbank hinunter. Ich verbrachte den Tag damit Nickerchen zu machen, zu lesen, oder mich mit den anderen Wanderern zu unterhalten. Abends gingen wir alle ausgeruht und zufrieden ins Bett

Tag 11: Manchmal macht wandern weniger Spaß

Tomasz verließ die Hütte schon um 4:45 Uhr um ins Tal hinunter zu wandern. Von dort nahm er einen Bus nach Ljublijana und anschließend einen Zug nach Salzburg. Marijn und ich schliefen bis 6:00 Uhr und da es morgens noch regnete, wanderten wir erst zwei Stunden später los. Iza und Marc wanderten in die andere Richtung, also war es Zeit Abschied zu nehmen.

Als wir vor die Hütte traten war es klirrend kalt, viel kälter als an den Tagen zuvor. Der Aufstieg auf Grintovec, den höchsten Berg der Kamnik-Savinja Alpen wärmte und zwar ein wenig auf, doch je höher wir stiegen, desto kälter wurde es. Die Spitze des Berges war in eine dichte Wolke gehüllt und als wir schließlich ganz oben angekommen waren, peitschte uns ein bitterkalter Wind entgegen. Die Kleidung, nass vom Schweiß klebte kalt an unserer Haut und wir zogen alles an was wir hatten. Seit langem hatte ich mich nicht mehr so miserabel auf einer Wanderung gefühlt. Meine Brille beschlug durch die Wärme meines Gesichts und auf meiner Jacke bildeten sich Eiskristalle. So schnell wie möglich versuchten wir den Gipfel zu verlassen doch bevor wir wirklich ins Tal hinabsteigen konnten, mussten wir noch einen steinigen und ausgesetzten Grat überqueren. Ich sah ohne Brille besser, als mit einer beschlagenen, also packte ich sie in das Etui und kniff die Augen zusammen.

Der Wind kam von Norden, also versuchten wir unseren Körperschwerpunkt auf dem Grat so tief wie möglich zu halten, um nicht vom Berg geblasen zu werden. Auf der Südseite hinter den schützenden Klippen wärmten wir uns auf und bereiteten uns auf die nächste Überquerung des Grats vor. Nach einer Stunde begann endlich der lange und steile Abstieg zur Česka Koča auf der anderen Seite des Sattels. Wir kletterten vorsichtig bergab, rutschten über Geröllfelder und wurden langsam wieder warm, als wir endlich die große Wolke verließen, in der wir zuvor gefangen waren.

Um kurz nach 12:00 Uhr erreichten wir überglücklich die Česka Koča und feierten unseren Abstieg mit Pfannkuchen und Kaffee. Anschließend wanderten wir hinab in das kleine Dorf Zgornje Jezersko. Wir versuchten einen Schlafplatz für die Nacht ausfindig zu machen, doch es war nichts in unserer bevorzugten Preisklasse verfügbar. Wir beschlossen schließlich auf einen nahe gelegenen Campingplatz zu schlafen. Auf dem Weg dahin aßen wir eine lang ersehnte, übergroße Pizza und statteten dem Supermarkt einen schnellen Besuch ab.

Zgornje Jezersko und die Kamnik-Savinja Alpen im Hintergrund

Der Campingplatz war leider voll, doch die nette Besitzerin Tanja erlaubte uns die Zelte direkt neben einer Hecke auf einer überschwemmten Parzelle aufzubauen, die nicht anderweitig nutzbar war. Es war nass und schlammig und kurz nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, begann es zu regnen. Wir nahmen eine heiße dusche, wuschen all unsere Wäsche und verbrachten den Rest des Abends auf den gemütlichen Sofas im Gemeinschaftsraum des Campingplatzes.

Etwas später als sonst gingen wir wohlriechend, mit frisch gewaschener Kleidung und geladenen Elektrogeräten zufrieden ins Bett.

Distanz: 11,5 km; 820 hm rauf; 16

Tag 12: Eine Gratwanderung am Storzič

Ich wachte etwas vor 6:00 Uhr auf und machte mich im Bad auf dem Campingplatz frisch. Unsere Wäsche trocknete drinnen im Haus der Besitzerin und so mussten wir noch warten, bis sie aufsperrte. Wir saßen draußen vor dem Gebäude und ich kochte für uns eine heiße Schokolade auf dem Gaskocher. Als die Besitzerin Tanja schließlich die Tür öffnete holten wir unsere trockene Kleidung und machten uns auf den Weg ins Dorf. Frühstück gab es beim Supermarkt: Schokoladenkuchen und einen Joghurt. Anschließend noch Coffee-to-go und dann ging es auch schon los in Richtung Storzič. Dieser Gipfel ist zwar geologisch noch Teil der Kamnik-Savinja Alpen, allerdings räumlich getrennt von dem Rest des Massivs.

Nach ein paar Kilometern auf der Hauptstraße und schließlich auf einem Forstweg begannen wir den steilen Aufstieg im Wald. Viele umgestürzte Bäume machten die Wanderung zu einem Hindernislauf. Nach ein paar Stunden erreichten wir den grasigen Sattel, auf dem wir eine Pause einlegten, Zelt, Schlafsack etc. von der Nässe der letzten Nacht trockneten und einen kleinen Snack aßen. Ich fühlte mich leicht angeschlagen, hatte Halsschmerzen und auch mein Kopf begann zu schmerzen. Der letzte Aufstieg vom Sattel zur Spitze des Storzič verlief eher schleppend und oben angekommen musste ich eine Schmerztablette einwerfen, in der Hoffnung sie würde mich von der sich anbahnenden Erkältung beschützen.

Auf dem Gipfel war es zwar bewölkt, aber wir konnten dennoch die umliegenden Berge und unser Ziel für die kommenden Tage beobachten: die Karawanken, die sehr viel grüner und weniger bedrohlich wirkten, als die Kamnik-Savinja Alpen.

Von hier aus entschieden wir uns über einen ausgesetzten Grat abzusteigen, der nicht mehr offiziell Teil des SMT war. Die Ausblicke zu beiden Seiten waren wunderschön, doch es war sehr steil und ausgesetzt, dass wir drei Stunden später eher von der mentalen Anstrengung und ständigen Konzentration erschöpft waren, als von der eigentlichen Wanderung.

Es wurde langsam Abend und wir beschlossen, dass wir am liebsten schon vor der eigentlich angesteuerten Hütte übernachten würden. Mein rechtes Knie schmerzte und wir wollten beide einfach irgendwo ankommen.

Wir passierten eine kleine private Hütte, vor der ein paar Slowenen saßen. Einer von ihnen sprach Deutsch und ich fragte, ob wir auf ihrem Grundstück zelten dürften. Der Mann selbst wohnte nicht hier, doch er sagte uns den Schlafplatz zu, ohne überhaupt seinen Freund gefragt zu haben, der tatsächlich hier wohnte. Wir versicherten uns mehrmals, ob es wirklich in Ordnung sei, hier zu schlafen und immer wieder bejahte der Mann.

Wir gaben uns zufrieden mit der Antwort, auch wenn der Hüttenbesitzer und seine Frau dem Anschein nach nicht besonders erpicht waren, dass wir dort schliefen. Der deutsch sprechende Slowene zeigte uns, wo wir unser Zelt aufbauen konnten, also kochten wir schnell Abendessen und machten uns ans Werk. Das slowenische Ehepaar zog die Gardinen zu, als sie sahen, dass wir vor ihrem Fenster standen. Ehrlich gesagt fühlten wir uns wenig willkommen und es war auch nicht besonders hilfreich, dass wir keine Möglichkeit hatten, mit den beiden zu kommunizieren. Marijn und ich beschließen, schlafen zu gehen und morgen früh so schnell wie möglich aufzubrechen.

Distanz: 15,7 km, 1513 hm rauf, 960 hm runter

Tag 13: Mayday

Nachts um 2:00 Uhr wachte ich auf, weil mein Hals so sehr schmerzte, dass ich kaum schlucken konnte. Blind tastete ich nach meinem „Kulturbeutel“ und steckte mir eine Schmerztablette in den Mund. Abschließend schlief ich mehr oder weniger gut bis ich um 5:00 Uhr schließlich das Lager abbaute. Marijn und ich frühstückten, und begannen den Aufstieg zum Tolsti vrh. Ich schleppte mich förmlich den Berg hinauf, fühlte mich schlapp und schwitzte viel mehr als sonst. Nach einer Pause hatte ich sogar Salzkristalle im Gesicht. Immer wieder überprüfte ich auf meinem Handy, wie viel von dem 400 hm langen Aufstieg noch zu bewältigen war, und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Oben angekommen machten wir eine Pause und ließen die Blicke schweifen. Ich war nicht besonders gesprächig, aber dass wir zum ersten Mal den Triglav sehen konnten, hellte meine Stimmung doch ein wenig auf.

Anschließend führte unser Weg noch ein Stückchen über den Grat bis zur Koča na Kriški Gori. Da die Hütte geschlossen war, musste der morgendliche Kaffee leider ausfallen.

Nun erwartete uns noch ein zweistündiger Abstieg nach Trzič. Wir verloren den eigentlichen SMT schon nach kurzer Zeit und beendeten unseren Abstieg über Forststraßen und andere Wanderwege. Vermutlich hatten wir allerdings nicht allzu viel verpasst. Im Laufe des Abstiegs begann ich, mich immer schlechter zu fühlen. Starke Kopfschmerzen, die sich anfühlten, als würde mein Kopf gleich explodieren, die üblichen Halsschmerzen und nun schmerzten auch noch meine Ohren. Langsam wurde mir klar, dass die Erkältung wohl doch nicht abgewendet werden konnte. Als wir endlich Trzič erreichten, hatte ich vermutlich inzwischen Fieber und fühlte mich zittrig. In der Stadt gab es einen Supermarkt dem wir wie üblich zuerst einen Besuch abstatteten. Ich war völlig neben der Spur und hatte nicht den geringsten Hauch von Appetit. Trotzdem zwang ich mich zumindest ein wenig Obst, einen Joghurt und ein Stück Kuchen zu essen (das war irgendwie das einzige, wonach mir der Sinn stand). Vor dem Supermarkt teilte ich Marijn mit, dass ich den für heute geplanten zweiten Aufstieg nicht schaffen würde, und eine Pause brauchte um mich zu erholen. Gemeinsam suchten wir nach einer Unterkunft und wurden in Kranj fündig.

Die Busfahrt verging schlafend und in Kranj suchte ich eine Apotheke auf, um mich mit diversen Medikamenten auszustatten, in der Hoffnung sie würden den Genesungsprozess verkürzen. Dann checkten wir in unser Hostel ein und bezogen das Zimmer. Nach einer schnellen Dusche und einem Einkauf verbrachten wir den Rest des Tages in der Horizontalen.

Distanz: 9,5 km; 481 hm rauf; 1315 hm runter

  1. Jul 28, 2023 10:26 pm

    Ohjeohjeohje….Fieber und eine ordentliche Erkältung sind denkbar schlechte Weggefährten.Du Arme!Ich hoffe inzwischen ist Besserung in Sicht,vllt mit ordentlich Schlaf,guter Nahrung und viel Tee.Was ein Mist!
    Erstmal rasche Besserung und einen Haufen Energie, um der Erkältung zu trotzen.Bei schneidender Kälte über den Grat zu stokeln ist eine wohl eher weniger schöne Erfahrung.Ab jetzt bitte erstmal schönes Wetter,gute Beine und wohl gesonnene Menschen auf eurem Weg!
    Beim Gedanken an die frostigen
    Eiskristalle auf der Jacke krieche ich gleich mal tiefer unter Decke…..
    Schlaf gut und schlaf dich erstmal gesund.