Helena Algermissen
Welcome to my Website!
Feel free to take a look around in my portfolio or get lost in my long-distance-hiking blog.

Enjoy!

47.8071867° N
13.0744772° E


helena.algermissen@gmail.com

Slovenian Mountain Trail – Abschnitt 2

Tag 4 – 6

Tag 4: von der Poštarski Dom zur Dom na Smrekovcu

Die Eltern von Jernejs Freund bereiteten uns ein großes Frühstück bevor wir wieder aufbrachen, allerdings gingen wir vorerst getrennte Wege: Jernej und sein Freund bestiegen einen anderen nahegelegenen Berg, der nicht Teil des SMT war, somit war er von nun an einen Tag hinter uns. Ob wir uns wiedersehen würden, blieb vorerst offen. Mitja ging um 8:00 Uhr zur Messe in Slovenj Gradec während die anderen beiden mich mit dem Auto ein Stück mitnahmen und mich an einer Straße aussteigen ließen, die den Trail kreuzte. Alleine wanderte ich auf den Gipfel Urslji Gori um eine Pause zu machen und den Rest des Tages zu planen. Auf der Hütte war viel los, da sie leicht mit dem Auto zu erreichen war, also kaufte ich mir nur kurz einen Liter Wasser und versuchte dem Trubel schnell wieder zu entkommen.

Von hier ging ich weiter in Richtung der Adrejev dom na Slemenu, eine weitere Berghütte entlang des SMT. Kurz bevor ich sie erreichte begann es bereits leicht zu nieseln und ich kam genau im richtigen Moment an, als es begann in Strömen zu regnen. Der Regen sollte 2 Stunden dauern, also bestellte ich mir einen Tee und wartete ab. Nach einiger Zeit kam auch Mitja an der Hütte an. Er bestellte sich etwas zu essen und wir wanderten danach gemeinsam weiter zur Dom na Smrekovcu, wo wir uns ein Zimmer teilten. Der Weg führte die meiste Zeit leicht bergauf durch den Wald. Als wir die Hütte erreichten blieb ich noch kurz draußen um mir Abendessen zu machen.

Ein wahres Festmahl (1,99€ beim Spar) wer auf Hütten übernachten will, muss an anderer Stelle sparen 😉

Zurückgelegte Distanz: 23,0 km, 1420 hm Aufstieg, 880 hm Abstieg; gesamte Distanz auf dem SMT: 90,3 km

Tag 5: von der dom na Smrekovcu auf den Raduha

Nach dem Aufstehen ging Mitja hinunter in den Gastraum um zu frühstücken, ich aß währenddessen Tortilla wraps mit Nutella in unserem Zimmer. Wir verließen die Hütte und wanderten ungefähr 5 Stunden lang durch dichten Nebel. Der Weg war trotzdem wunderschön: links und rechts gesäumt von Blaubeerbüschen, die auch reichlich Früchte trugen. Während des Wanderns steckten wir uns immer mal wieder eine in den Mund.

Nach einiger Zeit erreichten wir den Gipfel Komen, jedoch blieb uns der Ausblick vorenthalten. Wir stiegen ein Stück wieder hinab und machten eine kurze Pause bei der Koča na Travniku, von der ich bitterlichst gehofft hatte dort einen Kaffee trinken zu können, jedoch war sie leider geschlossen. Ich musste mich also bis zur nächsten Hütte gedulden. Wir wanderten weiter und erreichten nach 2 Stunden die Koča na loki pod Raduho. Hier gab es endlich den ersehnten Kaffee und eine Pilzsuppe mit Buchweizen (traditionell Slowenisch). Ich muss sagen, es war nicht so lecker wie erwartet, aber auch nicht schlecht.

Ich nutzte die Pause um meine Blasen erneut zu inspizieren: die Lage hatte sich nicht wirklich gebessert. Besonders am rechten Fuß klaffte ein riesiges Loch. Ich desinfizierte und verpflasterte sie neu, in der Hoffnung, die Wunde würde sich nicht entzünden.

Mitja und ich machten uns nun auf den Weg zum Raduha, unser bisher höchster Berg mit 2062 Metern. Der Aufstieg war anstrengend, besonders weil wir den steilsten Anstieg vor uns hatten nachdem wir bereits 18 km gewandert waren. Verschwitzt erreichten wir den Gipfel und wurden belohnt mit unserem bisher spektakulärsten Ausblick. Man sah die Karawanken, die Julischen Alpen und sogar den Triglav in der Ferne.

Auf der Spitze des Raduha

Nun sollten sich unsere Wege erneut trennen. Das Wetter war gut und es sollte eine klare Nacht werden, also entschloss ich, auf dem Berg zu bleiben und zum ersten Mal auf der Wanderung im Zelt zu schlafen – ich schleppte es ja nicht umsonst mit mir herum. Bisher gestaltete es sich allerdings sehr schwierig einen geeigneten Platz zu finden und da die anderen beiden immer in Hütten schliefen, wollte ich meine Trailfamily auch nicht zu schnell verlieren. Doch heute war Mitjas letzter Tag und wir würden uns morgen noch einmal vor der Hütte treffen, in der er schlief.

Also setzte ich den Rucksack ab und begann mir mein Abendessen mit einem wunderschönem Ausblick zuzubereiten. Auch wenn ich es schon oft gemacht hatte, wenn ich alleine im Zelt schlafe, habe ich immer ein mulmiges Gefühl. Es waren noch ca 1 1/2 Stunden bis zur Dämmerung also musste ich warten bis ich das Zelt aufbauen konnte. Ich beobachtete die Berge und wartete.

Abendessen mit Ausblick

Nach dem Abendessen suchte ich einen windgeschützten Ort und baute dort mein Zelt auf. Es war eine sternenklare Nacht, gut schlafen konnte ich leider trotzdem nicht.

Ein guter Platz zum schlafen

Zurückgelegte Distanz: 19,9 km, 1240 hm Aufstieg, 1180 hm Abstieg; gesamte Distanz auf dem SMT: 110,2 km

Tag 5: vom Raduha nach Solčava und Korošica

Ich machte mir Frühstück, verließ mein Zelt und packte meine Sachen ein. Leider war alles durchnässt wegen des Kondenswassers, das sich im Zelt sammelte, also trocknete ich es später in der Sonne. Ich stieg ab zur Koča v Grohatu, wo Mitja übernachtet hatte. Dort füllte ich meine Wasser Reserven auf und wir wanderten gemeinsam in Richtung Solčava.

Tortilla Wraps mit Schokoaufstrich – mal wieder (es war zu viel Schoko)
Wunderschöne Morgenstimmung

Als wir die Straße erreichten, die nach Solčava führte, trennten sich unsere Wege endgültig. Mitjas Wanderung war nun vorüber und wir mussten Abschied nehmen. Er sagte er müsste mir nun ein Lied singen und stimmte „Viel Glück und viel Segen“ an. Ich lachte und wir umarmten uns zum Abschied. Nachdem wir einander alles Gute gewünscht hatten, wanderte ich die Straße entlang in Richtung Solčava und Mitja versuchte per Anhalter zurück nach Ljubljana zu gelangen.

In Solčava ging ich einkaufen und nähte meine Hose, die leider an 6(!) Stellen aufgerissen war. Danach marschierte ich zurück zum Trail. Der Aufstieg war extrem hart und bestand größtenteils aus Kletterpassagen. Ich hatte wirklich Angst, da ich nicht sicher war, ob die Hütte oben geöffnet hatte, oder nicht. 3 Stunden kletterte ich teils vertikal hinauf, gesichert von Stahlseilen und in die Felswand eingelassenen Tritten.

Der Aufstieg

Oben erreichte ich ein Plateau und es war wirklich wunderschön, der Aufstieg hatte sich definitiv gelohnt. Noch dazu hatte ich zum ersten Mal seit Stunden wieder Empfang und erhielt eine SMS von Jernej: er war bereits oben auf der Hütte und sie war sogar geöffnet! Wir hatten uns seit 2 Tagen nicht gesehen und ich war unglaublich glücklich nicht alleine weiter wandern zu müssen. Die letzte Stunde zur Hütte wanderte ich sehr schnell während die Abendsonne sich über dem Plateau ausbreitete und es in warmes Licht hüllte.

Da die Hütte Kocbekov dom vor einigen Jahren abgebrannt war und seitdem nicht neu errichtet, schliefen wir in einem provisorischen Containerbau – es war definitiv besser als mein Zelt!

Die provisorische Unterkunft

Der Wirt war sehr nett und Jernej musste für mich den Dolmetscher übernehmen, aber es funktionierte gut. Neben uns schliefen nur 4 andere Wanderer auf der Hütte, die abends noch am Lagerfeuer saßen. Einer von ihnen versuchte mich auf sehr gebrochenem Englisch zu fragen ob ich ein Glas Wein trinken wollte. Natürlich lehnte ich nicht ab wenn mir jemand ein Glas Wein spendierte 😉 mit meinem Wein saß ich vor der Hütte und beobachtete den Sonnenuntergang.

Zurückgelegte Distanz: 20,6 km, 1360 hm Aufstieg, 1420 hm Abstieg; gesamte Distanz auf dem SMT: 130,8 km

  1. Aug 11, 2021 9:49 am

    Harte Arbeit für großartige Aussicht. Der Fuß tut mir echt leid. Deine abwechslungsreiche Ernährung hat mir ein paar Ideen für zu Hause gegeben. Nudeln mit Tomaten-Schoko-Soße? Viel Spaß noch und gute Heilung.

    • Aug 11, 2021 9:57 pm

      @Andreas

      Nudeln mit Tomaten-Schoko-Soße habe ich bisher noch nicht probiert, aber was nicht ist, kann ja noch werden! Hat auf jeden Fall eine gute Portion Kohlenhydrate!
      Der Fuß heilt übrigens langsam ab 😉

  2. Aug 11, 2021 10:32 am

    ….aua….aber was für unfassbare Ausblicke!!Wunderschön und wirklich hart erarbeitet!Die Kletterstrecke ist schon ein wenig Furcht einflößend muss ich sagen.Da wünsche ich mir,ganz Mama,natürlich,dass du das Risiko immer im Auge behältst.Ich genieße deine Berichte wirklich sehr und finde das Mitreisen vom Sofa nach wie vor echt komfortabel und vor allem schmerzfrei.Die Begegnungen scheinen auch immer herzlich wie hilfsbereit zu sein,das ist wirklich etwas richtig Schönes!An dieser Stelle noch gute Besserung für den malträtierten Fuß😘

    • Aug 11, 2021 10:04 pm

      @Juliane Woelk

      Danke! Also was die Risikoeinschätzung betrifft… 2 Städte weiter werde ich mir noch ein Klettersteigset kaufen…😅
      Die Blase heilt langsam ab!

  3. Aug 11, 2021 10:36 am

    Das ist echt Körperbeherrschung, mit diesem geschundenen Fuß solche Strecken zurück zu legen! Aber wenn ich dann die Bilder sehe und deine Erzählungen lese, weiß ich, es hat sich gelohnt. Freue mich auf weitere Berichte!