Helena Algermissen
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Slovenian Mountain Trail – Abschnitt 1

Tag 1-3

Tag 1: Von Maribor zur Ruška Koča

Meine Reise nach Slovenien begann am 5. August um 7:30 Uhr in der Früh. Schweren Herzens musste ich mein neues Zuhause im zweiten Bezirk in Wien nach nur 3 Tagen wieder verlassen. Als ich (überpünktlich) am Bahnhof Praterstern ankam musste ich feststellen, dass alle S-Bahnen Richtung Wien Meidling – von wo aus mein Zug nach Maribor fahren sollte – ausfielen. Zum Glück war ich 20 Minuten zu früh am Bahnhof und kam über einige Umwege rechtzeitig nach Meidling. Die Zugfahrt nach Maribor dauerte fast 4 Stunden und um kurz vor 12:00 Uhr kam ich endlich an. Es regnete bereits am Morgen in Wien und auch hier war das Wetter nicht besser. Noch dazu bot sich mir vor dem Bahnhof gleich die nächste Herausforderung: Die Bushaltestelle UND den richtigen Bus zu finden um zum Trailhead zu gelangen. Der Bahnhof war erstaunlich leer, neben mir verließ nur eine weitere Dame den Zug in Maribor, ein starker Kontrast zur Menschenmenge in Wien. Nachdem ich einige Zeit planlos am Busbahnhof umherirrte, erklärte mir eine slowenische junge Dame wo ich die Bushaltestelle finden würde, welche sich gut versteckt ein wenig entfernt vom Bahnhof befand. Slowenische Bus Fahrpläne lesen sich scheinbar auch anders als jene in Österreich oder Deutschland, jedenfalls verpasste ich 2 Busse, bis ich endlich wusste, wohin(ein paar Worte Slowenisch zu verstehen wäre hier sicher hilfreich gewesen). Als ich ausstieg regnete es noch immer und nach einem Blick gen Himmel war ich überzeugt, dass auch vorerst kein Ende in Sicht sein würde. Zwar kein perfekter Start, aber auf so einer langen Wanderung würde man früher oder später sowieso im Regen wandern. Der Startpunkt des Wanderwegs war mit einem rot-weißen Zeichen markiert, das einer Zielscheibe glich und sich auch später immer wieder auf Bäumen und Steinen fand um mir den Weg zu weisen.

Der Startpunkt des Slovenian Mountain Trail oder auch „Slovenska Planinska Pot“

Von hier aus wand sich der Weg zunächst durch einen dichten Wald, bis er sich schließlich auf dem Pohorje-Plateau über Maribor erhob. Zwischen stillstehenden Ski-liften und Mountainbike Trails führte er vorbei an der geschlossenen Mariborska Koča, wo ich einige Zeit auf den im Winter von Schnee begrabenen Skipisten wanderte. Der Regen hatte endlich aufgehört und unter einigen zerrissenen Wolken konnte ich sogar die Dächer der Stadt ausmachen. Auf dem Plateau wanderte ich noch 2 Stunden bis ich die Ruška Koča erreichte, wo ich meine erste Nacht verbringen würde. Am frühen Abend war es sogar komplett aufgeklart und unter blauem Himmel verspeiste ich meine dm-Ravioli in Tomatensauce auf einer Wiese vor der Hütte.

Zurückgelegte Distanz: 14 km, 1200 hm, ca. 4 Std.

Der Wanderweg durch den Wald
Gemüse Ravioli vor der Ruška Koča
Die Ruška Koča

Die slowenischen Worte „Koča“ oder „Dom“ bedeutet übrigens so viel wie „Hütte“.

Mein Zimmer

Tag 2: Von der Ruška Koča zur Koča na Pesku

Der nächste Tag begann bereits mit einer Planänderung: in 3 Tagen sollte ich Slovenj Gradec erreichen – eine Kleinstadt, in der ich meinen ersten Resupply geplant hatte. Was ich allerdings nicht bedacht hatte war, dass dieser Tag ein Sonntag war. Also beschloss ich, eine Nacht in Slovenj Gradec zu verbringen und am Montag morgen einzukaufen.

Nach der Neuplanung verließ ich die Hütte. Draußen begrüßten mich ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Da der Weg die meiste Zeit durch den Wald führte, war es dennoch angenehm kühl, sodass ich nicht großartig ins Schwitzen geriet.

Später traf ich auch zum ersten Mal andere Wanderer, die allerdings ihres Gepäcks nach zu urteilen nicht den gesamten SMT wanderten. Nach ein paar Stunden gelangte ich schließlich an eine Gabelung, von der aus man einen kleinen Abstecher auf den klopni vrh machen konnte. Oben gab es eine Stempelbox (zu der ich ich leider kein passendes Stempelheft hatte) und ich legte eine kurze Pause ein, bevor ich mich wieder auf den Weg zu meinem Trail machte. Bis zur Hütte führte er weiter durch den Wald, mal bergauf, mal bergab, aber nicht besonders steil und auch technisch wenig anspruchsvoll. Ähnlich wie in Österreich und Deutschland schien es auch in Slovenien hohe Niederschlagsmengen gegeben zu haben, jedenfalls standen weite Teile des Weges noch komplett unter Wasser, wodurch ich immer wieder kleine Umwege machen musste, um meine Trailrunner vor dem kalten Nass zu bewahren. Mich in trügerischer Sicherheit wähnend trat ich auf den fest aussehenden Waldboden, in den ich kurzerhand einsank und nun durch den Schlamm stapfte. Mit nassen und vor allem dreckigen Füßen erreichte ich schon am frühen Nachmittag die Koča na Pesku. Zum Glück trocknen Trailrunner in weniger als 2 Stunden, was auf einer Fernwanderung durchaus von Vorteil ist 😉

Auf der Hütte bestellte ich mir einen Blaubeerstrudel und bezog mein kleines aber feines Zimmer unter dem Dach. Anschließend ging ich noch einmal hinaus um mein Abendessen mit dem Gaskocher zuzubereiten: Knorr-Spaghetteria aus der Tüte „Parmesana“. Es schmeckte wenig nach Parmesan und auch sonst nach nicht viel.

Zurückgelegte Distanz: 18,8 km, 650 hm Aufstieg, 460 hm Abstieg; gesamte Distanz auf dem SMT: 36,8 km

Blaubeer Strudel oder auch „Borovničev zavitek“ auf der Koča na Pesku
Mein Zimmer in der Koča na Pesku

Tag 3: von der Koča na Pesku nach Slovenj Gradec

Dieser Tag war wirklich durch und durch abenteuerlich. Meine gestern erst geschmiedeten Pläne hielt ich zwar nicht ein, dafür traf ich Mitja und Jernej, 2 slowenische junge Männer, die auch den SMT wanderten.

Ausnahmsweise blieb ich für das Frühstück auf der Hütte wo ich Jernej traf, der 8 Tage auf dem Trail wanderte. Wir besprachen unsere heutigen Tagesziele und verabschiedeten uns bis zur Ribniska Koča, die für uns beide auf dem Weg lag. Ich verließ die Koča na Pesku in Richtung der Lovrenška Jezera Seen. Diese liegen im Lovrenško barje Moor auf dem Kamm der Planika und bestehen aus mehreren zu umwandernden Torfseen.

Lovrenška Jezera

Als ich weiter in Richtung Ribniska Koča wanderte traf ich Jernej wieder – dieses mal in Begleitung von seinem Zimmernachbarn Mitja. Jernej war Architekt in Ljubljana, Mitja machte dort seinen PhD in Physik. Zusammen gingen wir bis zur Ribniska Koča, wo wir die erste Pause bei einem einem Tee und einem „Sportspritzer“ einlegten (Weißwein mit Soda-Wasser). Die beiden planten heute 30 km bis nach Slovenj Gradec zu gehen, etwas das ich alleine an meinem dritten Tag nicht einmal in Erwägung gezogen hätte, der Gedanke war allerdings durchaus verlockend: ich würde keinen Tag in dem kleinen Ort verlieren, könnte am Samstag Abend noch einkaufen und Sonntags in der Früh wieder aufbrechen. Ich beschloss also mich den beiden anzuschließen. Ziemlich schnell erreichten wir gemeinsam die Gromškov Dom und schließlich die Velika Kopa (eine der höchsten Erhebungen im Pohorje Gebirge). Der Weg führte durch hohe Gräser und weite Wiesen, die sich im Wind wiegten, über Skipisten und schließlich wieder in den Wald. Da wir alle drei nun einen Tag früher die Stadt erreichen würden, hatten wir keine Unterkunft gebucht. Nach einiger Suche stellte sich heraus, dass fast alles in Slovenj Gradec ausgebucht war, doch ich fand ich ein AirBnB für 58€, in dem wir alle 3 schlafen konnten. Wir buchten direkt und setzten die Wanderung fort.

Kurz hinter der Velika Kopa
Blaubeeren vom Trail

Am Partizanski dom na Mali Kopi legten wir eine weitere kurze Pause ein, die ich dringendst benötigte, um die Blasen an meinen Fersen in Augenschein zu nehmen. Als ich meine Socken und Schuhe auszog war ich durchaus überrascht. Damit, dass die Blase so riesig ist, hätte ich nicht gerechnet. Ich klebte mein letztes Blasenpflaster auf die offene Stelle, aber wirklich gelindert war der Schmerz nicht.

Einige Zeit später erreichten wir die Koča pod Kremzarjevim vhrom, auf der ich eigentlich heute schlafen sollte. Ich ging kurz hinein um dem Hüttenwirt mitzuteilen, dass ich heute Nacht nicht bleiben würde und kehrte zu den anderen zurück. Nun machten wir uns an den letzten Abstieg nach Slovenj Gradec. Wir erreichten die kleine Stadt kurz vor 18:00 Uhr, ich erledigte meinen Resupply und deckte mich mit Blasenpflastern ein.

Nach dem Einkauf gingen wir in die Altstadt um gemeinsam zu Abend zu essen. Da ich mich schon den ganzen Tag auf Pizza freute, bestellte ich auch eine. Mitja aß eine Pilzsuppe als Vorspeise, ein traditionelles slowenisches Gericht, das mir die beiden sehr ans Herz legten.

Abendessen in Slovenj Gradec

Nach dem Essen mussten wir irgendwie zu unserem AirBnB kommen, das etwas außerhalb der Stadt lag. Ich fand einen Bus der in der Nähe hielt, also gingen wir zum Busbahnhof. Schon auf dem Weg warnten die anderen beiden mich, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Slowenien wirklich schleicht seien und sie sich wundern würden, wenn da wirklich ein Bus fahren würde. Ich musste lachen, aber wollte es wenigstens versuchen. Als wir den Busbahnhof erreichten, fanden wir zwar einige Busse, aber sie waren alle leer und weit und breit war kein Busfahrer zu sehen. Sie behielten also recht, es fuhr kein Bus. Auch nicht der auf dem Fahrplan eingetragen war.

Zum Glück hatte Jernej einen Freund in Slovenj Gradec, der uns abholte und uns zu unserem AirBnB fuhr. Als wir dort ankamen erwartete uns gleich die nächste Überraschung: Der Gastgeber wusste anscheinend nichts von der Buchung und sie war fälschlicherweise bestätigt worden. Wir konnten dort nicht schlafen, doch es war bereits 21:00 Uhr. Unser Geld wurde zurück überwiesen, doch eine Bleibe für die Nacht hatten wir nicht. Zum Glück bot Jernejs Freund uns an bei seinen Eltern zu übernachten, also fuhren wir mit ihm dort hin. Sie waren sehr freundlich und sehr um unser Wohl bemüht. Sein Vater versorgte uns direkt mit alkoholischen Getränken und wir konnten alle eine heiße Dusche genießen.

Zurückgelegte Distanz: 30,5 km, 850 hm Aufstieg, 1820 hm Abstieg; Gesamte Distanz auf dem SMT: 67,3 km

Unsere Not-Unterkunft

  1. Aug 8, 2021 8:55 am

    Hallo Helena, vielen Dank für deine interessanten Berichte von deiner Wanderung durch diese wunderbaren slowenischen Landschaften. Wenn ich das so lese, würde ich am liebsten sofort meinen Rucksack packen und gemeinsam mit dir weiterziehen.
    Sehr mutig, das Ganze alleine anzugehen, aber klar, so kommt es meist zu diesen netten, überraschenden oder abenteuerlichen Situationen, die das Leben so bereichern und von denen du Jahre später immer wieder erzählen wirst.
    Lustig finde ich die Bio-Ravioli vor der naturgewaltigen Kulisse und deinen tapferen Versuch, deine Trailrunner vor Wasser und Schlamm zu bewahren.
    Ich freue mich auf weitere Berichte von deiner Tour!
    Liebe Grüße von
    Katrin

    • Aug 11, 2021 9:54 pm

      @Katrin Woelk

      Das freut mich, ich halte euch auf dem laufenden! 😎

  2. Aug 8, 2021 9:09 am

    Wow. Das macht fast Lust, auch mitzuwandern. Bis auf die Blase natürlich, die sieht arm dran aus. Tolle Landschaft, tolle Bilder, tolle Tour.

    • Aug 11, 2021 9:55 pm

      @Andreas

      Die Blasen gehören dazu… glaube ich?

  3. Aug 8, 2021 9:27 am

    Liebe Helena!
    Puh,der Anblick der monströsen Blase löst bei mir schon eingebildeten Fussschmerz aus….Das klingt alles nach einem echten Abenteuer in der slowenischen Bergwelt und ich reise durch den Blog ein wenig mit(ohne Blasen am Fuß auf dem Sofa!).Einfach toll,habe gern Anteil und es ist immer wieder faszinierend,wie sich auf solchen Trails angenehme Schicksalsgemeinschaften ergeben!Schöne Bilder,und schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Abschnitt,mit neuen Ausblicken in die Natur und weiteren interessanten Umplanungen des Trails.Einmal mehr ist der Weg das Ziel-ein Traum😊!!

    • Aug 11, 2021 9:54 pm

      @Juliane Woelk

      Es ist wirklich ein schönes Abenteuer! Meine beiden Mitstreiter werde ich auch wirklich vermissen! 🙁

  4. Aug 10, 2021 11:13 am

    Spannende Tour und spannender Bericht, und gespannt bin ich auf weitere Nachrichten von Dir. Die fiese Blase solltest Du gut versorgen, damit keine Entzündung entsteht. Vielleicht kannst Du ein paar kürzere Tagesetappen einplanen und Deinem Fuss so mehr Zeit zum Abheilen gewähren.

  5. Aug 10, 2021 6:36 pm

    Irgendwas habe mal wieder falsch gemacht. Mein Kommentar ist jedenfalls im Nirwana verschwunden. Ich mache es kurz. Liebe Helena, viel Glück auf Deinen Wegen. Ich freue mich auf weitere Berichte und hoffe, dass Du Deine ekelige Blase richtig versorgst und Deinem Fuss Gelegenheit gibst, zu heilen. Vielleicht ist es vernünftig, jetzt einige Tage kürzere Strecken zu wandern.

    • Aug 11, 2021 9:52 pm

      @Willi Woelk

      Das ist schon richtig so, ich muss Kommentare immer erst bestätigen bevor sie hier erscheinen! Vielen Dank für die Glückwünsche, die Blase ist übrigens inzwischen auch langsam am abheilen und hat sich Gott sei Dank nicht entzündet! Die Strecken werde ich trotzdem in Zukunft etwas kürzen um meine Knie etwas zu schonen!