Helena Algermissen
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13.0744772° E


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SMT – Abschnitt 3: Auf in die Berge!

Tag 7: Gewitter aus Italien sorgen nicht gerade für „Dolce Vita“

Um 4:30 Uhr klingelte der Wecker und um 5:00 Uhr standen 3 Wanderer mit Kopflampen ausgerüstet aufbruchsbereit vor dem Bauernhof. Wir nahmen uns den steilsten Aufstieg direkt morgens vor, um nicht in der Wand in die für mittags angekündigten Gewitter zu geraten. Die Option, noch eine zweite Etappe anzuhängen, ließen wir vorerst noch offen und die Entscheidung würde sowieso größtenteils wetterabhängig sein.

Wir wanderten durch das grüne und wasserreiche Tal über die Rovanova planina bis hin zu einer kleinen Hütte. An einer Quelle füllten wir unsere Wasserflaschen auf wanderten durch ein ausgetrocknetes Flussbett bis zur Wand, die uns zu Korošica führen sollte. Noch bevor wir einen Fuß in den steilen Aufstieg setzen wurden Klettergurt und Helm angelegt. Und dann ging es für zwei Stunden und 1000 hm steil aufwärts über seilversicherte Passagen und Stahlbolzen, die in die Wand eingelassen waren. Hier war definitiv Schwindelfreiheit gefragt! Wir stiegen und stiegen bis schließlich die Sonne hinter einem Berg hervorkam und uns wärmte.

Nachdem wir die Wand erklommen hatten, führte ein kleiner Weg nach rechts zu einer winzigen Kapelle und einer geschlossenen Berghütte. Wir pausierten an den Holztischen vor der Hütte und entschieden über den weiteren Verlauf des Tages. Eine Stunde später erreichten wir die provisorische Hütte Kocbekov Dom na korošici, die einen Ersatz für die in 2017 abgebrannte Hütte darstellte.

Nach einem kurzen Check des Wetterberichts beschlossen wir, das Gewitter zunächst auszuwarten und eventuell später weiterzuwandern. Der Hüttenwirt bot uns ein Getränk an – wir waren verwundert, und bestellten uns dankend ein alkoholfreies Radler zum anstoßen. Unentschlossen über den Rest des Tages fragten wir den Freund des Wirten, ob man die nächste Etappe auch in weniger als den angeschriebenen 6 Stunden zurücklegen könnte. Er riet uns davon ab, heute noch aufzubrechen, da der Weg größtenteils über einen ausgesetzten Grat verlief. Mehr brauchte er nicht zu sagen, wir beschlossen heute Nacht hier zu schlafen und morgen wieder früh zu starten.

Mit uns in der provisorischen Hütte war eine Gruppe Höhlenforscher, die die Höhlen in der Umgebung erkundeten. Sie hatten ein Laser Vermessungsgerät, das genau so groß war wie ein Telefon und Tabellen und Zeichnungen mit den genauen Maßen der Höhlen. Wir fragten die Gruppe ein wenig aus und sie erklärten, sie hätten einen Durchbruch in eine weitere Höhle gefunden und würden dort heute ein wenig „Bumm bumm“ machen. Die vier Männer brauchen auf und kehrten erst am Abend zurück und erzählten uns von ihrem Tag.

Der erste Regen kam um 14:00 Uhr – wir waren froh im trocknen zu sitzen. Ich legte mich für ein kurzes „Schläfchen“ hin und wachte erst um 17:30 Uhr auf. Etwas verschlafen gesellte ich mich zu den anderen und kochte Abendessen. Gerade als wir aufgegessen hatten, brach ein heftiges Gewitter über uns ein. Der Wind peitschte, es hagelte und von den Bergen Floss das Wasser, sodass sich ein richtiger Wasserfall gebildet hatte, der sonst nicht dort war.

Inzwischen war es eiskalt geworden und wir trugen all unsere Schichten um warm zu bleiben. Um 20:00 Uhr bewegten wir uns in Richtung Bett, immerhin klingelte schon um 4:30 Uhr wieder der Wecker.

Distanz: 8,9 km, 1279 hm rauf, 137 hm runter

Tag 8: Blauer Himmel und gute Stimmung

4:00 Uhr: der Wecker klingelte zwar nicht, aber ich musste dennoch raus in die Kälte – bloody Business. Als ich zurückkehrte waren es nur noch ein paar Minuten bis auch die anderen aufstehen würden, ich legte mich noch einmal hin und genoss die Wärme meines Schlafsacks. Um 4:30 Uhr ging es dann wirklich los: ausgestattet mit Kopflampen frühstückten wir und machten uns anschließend auf den Weg zu Ojstrica. Ich trug meine Handschuhe, eine Fleecejacke und meine Regenjacke und dennoch fror ich. Glücklicherweise wärmte uns das Wandern auf. Schonungslos führte der SMT direkt steil bergauf und um 6:45 erreichten wir die Spitze von Ojstrica. In der aufgehenden Sonne erschienen die Berge wie ein goldenes Gemälde, vor dem hellblauen und wolkenlosen Himmel.

Für einige Augenblicke ließen wir die Blicke schweifen, doch der Wind wehte erbarmungslos durch unsere schweißnassen Kleider, also beschlossen wir, den Abstieg anzutreten.

Wir wanderten über einen steinigen Grat biz zum nächsten Gipfel Planjava. Er war nicht offiziell Teil des SMT, Marijn ließ seinen Rucksack an der Kreuzung stehen und wanderte hinauf – Tomasz und ich entschieden uns für Pause. Anschließend wanderten wir bis zur Kamniska Koča und waren um 10:00 Uhr eigentlich schon bereit fürs Mittagessen. Apfelstrudel, Schokoladenkuchen, Sauerkraut-Suppe und Kaffee standen auf dem Speiseplan gefolgt von einer ordentlichen Verdauungspause.

Um 12:30 Uhr brachen wir wieder auf und stiegen komplett ins Tal hinab. Der Weg bestand hauptsächlich aus Geröll, war anstrengend zu gehen und wurde untermalt von Gerutsche und Gefluche. Im Tal angekommen erwartete uns eine kleine Hütte mit Getränken und einer kurzen Snackpause. Dann ging es auch schon weiter über den nächsten Pass. Gut 800 Höhenmeter mussten wir wieder aufstiegen, um den Jezersko sedlo zu überqueren. Im Hintergrung ragten die wolkenverhangenen Spitzen der umliegenden Gipfel in die Höhe. Der Sattel lag zum Teil in Österreich und so wurden die sonst roten slowenischen Wegweiser durch die gelben österreichischen ersetzt.

Hinter dem Sattel führte der Weg noch gut 45 Minuten hinab bis zur geschlossenen Kranjska Koča. Wir steuerten diese Hütte eigentlich nur an, um Wasser zu holen, doch als wir die Hütte erreichten saßen Wirt und Wirtin draußen und begrüßten uns. Da wir gar nicht so große Lust hatten, noch nach einem geeigneten Schlafplatz zu suchen, fragten wir sie, ob wir vor der Hütte biwakieren dürften. Sie stimmten zu und wir suchten uns den schönsten Platz auf einer hölzernen Terrasse zwischen den Bäumen. Von hier konnten wir das gesamte überblicken und die untergehende Sonne beobachten.

Distanz: 16 km; 1691 hm rauf; 1747 hm runter

Tag 9: Klettersteig und Sturmböen vertragen sich nicht

Um 4:15 Uhr klingelte uns der Wecker sachte aus dem Schlaf. Kopflampen erleuchteten die Terrasse, noch bevor die aufgehende Sonne es tat. Wir machten Frühstück, packten unsere Sachen und setzten uns in Bewegung. In letzter Zeit hatte unser Trio Gefallen am frühen Aufbruch gefunden, denn er bescherte uns mehr gewitterfreie Stunden in der Früh. Das entsprechende zeitig zu Bett gehen stellte kein sonderliches Problem für uns dar und war uns sehr willkommen.

In der kühlen Morgenluft begannen wir langsam mit dem Aufstieg. Einen Teil des Weges, den wir gestern abgestiegen waren, mussten wir nun erneut in die andere Richtung zurücklegen, bis wir schließlich zu der Gabelung kamen, an der wir in Richtung Koroška Rinka abbogen. Auf einem kleinen Plateau warf ich einen Blick zurück in das bläulich und still hinter uns liegende Tal. Der Horizont färbte sich langsam rötlich und schon bald würde die Sonne aufgehen.

Auf einem von Geröll übersäten Pfad wanderten wir weiter hinauf und mussten auf jeden einzelnen Schritt achten, um nicht seitlich eine Geröll Lawine zu entfachen. Wir kreuzten ein kleines Schneefeld und schlüpften in einer kleinen windgeschützten Kuhle in unsere Kletterausrüstung. Knapp 100 Meter vor uns begann der Klettersteig. Der Weg wurde steiler und führte an der rechten Seite von Kriz hinauf zum Koroška Rinka. Loses Geröll forderte aufmerksames und wohl-überlegtes aufsteigen neben einem klaffenden Abrund. Adrenalin in unseren Adern tat seinen Job und versorgte uns mit der nötigen Kraft für den Aufstieg. Es wurde wenig geredet, jeder konzentrierte sich auf seine eigenen Schritte.

Etliche Stahlseile und Stufen später erreichten wir den Gipfel, den wir um diese Uhrzeit ganz für uns alleine hatten. Hier oben herrschte ein starker Wind und wir legten nur eine kurze Snack- und Verschnaufpause ein. Wir blickten über die umliegenden Gipfel und konnten in einiger Entfernung Ojstrica und Planjava aus machen, die sehr viel weiter als nur eine Tageswanderung entfernt schienen. In der Morgensonne hatten sie noch nicht all ihre Tiefe gewonnen und lagen wie hellblaue Schatten am Horizont.

Auf der Rückseite des Berges hatten wir einige Schwierigkeiten mit der nicht ganz offensichtlichen Wegführung. Über ein Geröllfeld stiegen und rutschten wir hinab, wanderten über einen leicht begrünten Sattel und wurden dabei fast vom Wind weggeblasen. Die Böen wurden so stark, dass es sich schwer anfühlte, gegen sie anzugehen. Kurz vor unserem nächsten Abzweig suchten wir uns eine windgeschützte Ecke, um eine längere Pause einzulegen und Pläne für den Nachmittag zu schmieden.

Eigentlich hätte der Gipfel Skuta noch auf dem Plan gestanden, doch 80 km/h schneller Wind und rasch aufziehende Wolken rieten uns scharf von dieser Entscheidung ab. Tomasz und ich bestätigten, dass wir uns vom ersten Gipfel bereits erschöpft fühlten und auch Marijn wirkte nicht besonders glücklich über das aufkommende Wetter, auch wenn er es nicht sagte. Wir entschlossen uns schließlich die tiefer gelegene Route zu nehmen, die auch einige Kletterpassagen beinhaltete, jedoch weniger dem Wind ausgesetzt war.

Ungefähr 3 Stunden später erreichten wir erschöpft die Cojzova Koča, die auf einem kleinen Sattel eingebettet zwischen mehreren Gipfeln lag. Hier herrschte reges Treiben der vielen Tageswanderer, die hier ein und aus gingen. Vor 18:00 Uhr durften wir nicht unsere Zimmer beziehen, also legten Tomasz und ich uns auf eine Bank im Gastraum, um ein wenig zu schlafen. Marijn schien nicht ganz so erschöpft von diesem anstrengenden Tag gewesen zu sein.

Nach unserem Nickerchen spielten wir Karten, unterhielten uns und machten Bekanntschaft mit der niederländischen jungen Frau Iza und ihrem Vater Marc, die den SMT in die entgegengesetzte Richtung wanderten. Die beiden hatten sich für den gesamten Weg ganze zwei Monate Zeit genommen und waren schon einen Monat unterwegs. Gemeinsam brüteten wir über der Karte und gaben uns gegenseitig Auskunft über geschlossene Hütten oder Abschnitte und mögliche Alternativen.

Um kurz nach 18:00 Uhr wurde es Zeit fürs Abendessen. Ausgerüstet mit Gaskochern und Tütenfutter setzten Tomasz und ich uns auf eine Bank vor der Hütte. Nach dem Essen waren wir müde genug um uns hinzulegen und früh schlafen zu gehen.

In der Nacht ereilte uns ein heftiges Gewitter. In den höheren Wolkenschichten verwandelte sich der Regen in Hagel, der lautstark gegen unser kleines Fenster prallte. Blitze erleuchteten unaufhörlich unser Zimmer.

Distanz: 10,10 km; 1133 hm rauf; 1080 hm runter