Helena Algermissen
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Pacific Crest Trail – Abschnitt 12: Kennedy Meadows North – Mammoth Lakes

In Kennedy Meadows saß ich gemeinsam mit einer Gruppe Hiker die Schneestürme in den Bergen aus. Ursprünglich wollten wir nur eine Nacht bleiben, doch daraus wurden letztendlich drei. Anfangs fühlte ich mich ruhelos und wollte sofort weiter wandern, doch ich glaube die zwei Tage Pause taten uns allen gut. Ich hatte Zeit in meinem Notizbuch zu zeichnen, wir schmiedeten Resupply Pläne für die High Sierra und lernten alle einander besser kennen. Auf dem Trail sprach man meistens nur kurz miteinander, gefangen in einem Schneesturm hatte man dann doch etwas mehr Zeit. Ich verbrachte meine zwei Tage in Kennedy Meadows mit Kite (Dominik), Pika (Stine), Mark, John (den ich schon aus Washington kannte), Second Breakfast (Peter), Ellie, Right Time (Lucas), Corinna, Indian, und einer Frau aus Dänemark, deren Namen ich leider vergessen habe.

Das sind nicht einmal alle! Wir passten nicht an einen Tisch.

Als wir dann schließlich alle gemeinsam von Sonora Pass in die High Sierra aufbrachen, waren alle in guter Stimmung. Ich fühlte mich voller Energie und wanderte sogar für eine kurze Zeit voraus. Wir waren umgeben von braunem Gestein, die Berge waren kahl und hinter jedem Pass eröffnete sich ein neuer Blick in die Sierra Nevada. Der Trail kletterte immer höher und wir verbrachten viel Zeit oberhalb von 3000 Metern.

John und seine rote Jacke waren sehr gut geeignet für meine Fotos

Nach der Mittagspause spaltete sich unsere Gruppe ein wenig auf und ich wanderte mit John zu einer kleinen versteckten Campsite im Wald. Er war ein interessanter Mann, der schon viele Trails in der High Sierra gewandert war und gerne „richtig“ Bergsteigen ging. Während wir zu Abend aßen erzählte er mir von seinen Versuchen Mt. Denali (6190 m) in Alaska zu besteigen. Bei seinem letzten Versuch verunglückte jemand hinter ihm tödlich und seitdem hatte er es nicht wieder versucht. Wieder einmal wurde ich daran erinnert, wie gefährlich die Berge doch sein konnten. Glücklicherweise habe ich kein Interesse daran, die „höchsten“. Berge zu besteigen, ich bewundere sie auch gern aus der Ferne.

Ein Pass pro Tag

Hier in der Sierra Nevada überquerten wir üblicherweise einen hohen (über 3000 m) hohen Pass pro Tag. Meistens waren diese Aufstiege kräftezehrend und steil, ganz anders als andere Teile des PCTs. Der tägliche Pass wurde für mich zum Highlight des Tages, doch gleichzeitig auch die Quelle von Anspannung und Sorge. Nachdem wir einige Zeit hier oben verbracht hatten, wurde mir fast täglich übel. Ob das mit der Höhe zu tun hatte, oder einfach nur einem sensitiven Magen wusste ich nicht, doch nachdem sich die Situation nach einigen Tagen nicht besserte, bekam ich Angst vor Höhenkrankheit.

Smedberg Lake

Yosemite National Park

Der PCT verläuft nicht offiziell durch die Yosemite Valley, das Herzstück des Nationalparks. Kite, Zach, Second Breakfast und ich entschieden uns jedoch für einen kleinen Sidetrip. Von Tuolumne Meadows nahmen wir ein Shuttle ins Tal und bewunderten die Granit-Giganten des Yosemite.

Besonders das Tal mit seinen berühmten Felsformationen wie dem El Capitan und dem Half Dome, gilt als eine der Wiegen des Klettersports und ist weltweit als Mekka für Felskletterer bekannt. Hier wurden viele schwindelerregende Rekorde aufgestellt.

El Capitan
Half Dome

Donahue Pass

Donahue Pass (3373 m) stellte eine Herausforderung für mich da. Knapp unter dem Pass begann ich mich schwach zu fühlen und die Übelkeit kehrte zurück. Zach, Kite und Second Breakfast warteten am höchsten Punkt auf mich und wir machten eine Pause.

Auf Donahue Pass

Auf dem Abstieg wurde oft schwindelig und ich fühlte mich seltsam. Die anderen wanderten voraus und ich musste mich mehrmals hinsetzen und eine Pause einlegen, aus Angst ich würde sonst umkippen. Nach einer Menge Snacks und Wasser fühlte ich mich ein wenig besser doch noch immer nicht ganz klar im Kopf. Wir hatten vereinbart am Thousand Islands Lake zu übernachten, doch mir schossen oft Gedanken durch den Kopf wie „wenn ich jetzt hier umkippe, würden die anderen niemals wissen wo ich bin“ und solche Sachen. Natürlich malte mein Kopf die Situation etwas schwärzer als sie wirklich war, doch es war ein ungutes Gefühl als schwächstes Glied der Kette hinterherzuhängen. Als die Sonne unterging wanderte ich noch immer durch die Berge und wurde etwas unruhig. Zu meiner Rechten sah ich ein wenig abseits des Trails einen See in dem sich der hohe Banner Peak spiegelte. Ich entschied mich einen kleinen Abstecher zu machen und der Anblick des Sees in der untergehenden Sonne war fast wie im Traum. Ich starrte auf den spiegelglatten See und um mich herum war alles ganz still. Kein Wind wehte und ich fühlte mich zum ersten Mal ganz „allein“ in zwischen den riesigen Bergen. Doch in einem guten Sinne.

Es wurde dunkel und ich musste mich beeilen, zur Campsite zu gelangen. So ließ ich den namenlosen See allein und fühlte mich plötzlich stark und selbstbewusst. Hier war ich, ganz allein in den hohen Bergen.

Es war stockfinster, als ich die Campsite erreichte. Die Sterne funkelten über mir und sahen aus, als wären sie zum greifen nah. Ich rief ein paar mal „Zach“ in die Dunkelheit, doch niemand antwortete. Also wanderte ich entlang des Ufers, bis ich schließlich zwei Kopflampen blinken sah. Erleichtert und glücklich schloss ich zu den anderen auf.

Nach einer schlaflosen, kalten und sehr unangenehmen Nacht wachten wir auf und sahen zum ersten Mal Thousand Islands Lake. Wer hätte gedacht, dass sich solch ein wunderschöner See hinter dem schwarzen Vorhang der Nacht verbarg?

Die letzten zwei Tage des Abschnitts wurden noch immer von Übelkeit und Kopfschmerzen begleitet, doch ich hoffte, mein Körper würde sich in ein paar Tagen an die Höhe gewöhnen.