Tag 7: von Burguete über Hirriberri zum Martxate
Nach unserem gestrigen Zero Day waren wir heute gut erholt und wieder bereit, um 5:00 Uhr aufzustehen und Meter zu machen, bevor es richtig heiß werden sollte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und so bauten wir unsere Zelte im Mondschein ab und wanderten los. Die ersten 3 Kilometer bis zum Ort Burguete wanderten wir auf einem um diese Uhrzeit nicht befahrenen Radweg. Obwohl es laut Wetter-App schon 19°C hatte, fühlte es sich recht frisch draußen an, sodass wir beide warm eingepackt waren. Als wir einen Spielplatz mit einem Wasserhahn erreichten, setzen wir uns kurz hin, frühstückten und putzten uns die Zähne.
Jetzt konnte die richtige Wanderung beginnen. Der GR11 verließ Burguete und es ging langsam aber stetig bergauf. Wir wanderten auf einem Forstweg durch den Wald, bis sich der Trail schließlich über der Baumgrenze erhob. Nach ungefähr 5 Stunden erreichten wir Orbaria. Orbaria war ein winziger Ort, in dem es eigentlich nichts außer einem kleinen Café gab. Da uns aber eine Pause ganz gerecht kam, setzen wir uns hin; Ich bestellte eine Tasse Kaffee und Alex ein Käse-Schinken-Baguette. Hier trafen wir zwei Belgierinnen, die auch den GR11 wanderten! Wir unterhielten uns kurz und setzten anschließend die Wanderung fort.
Nun ging es steil bergauf über trockene Wiesen, deren Grün schon bessere Tage gesehen hatte, nach Hirriberri. Die Sonne brannte vom Himmel und erschwerte uns unseren Anstieg. Nach gut 1,5 Stunden kamen wir jedoch endlich in Hirriberri an und legten erst einmal eine Siesta ein, bis es wieder kühler wurde. Wir spielten Karten und ich legte mich in den Schatten, denn hier war es bei 36°C noch einigermaßen erträglich.
Um 18:30 Uhr kochten wir uns Nudeln, um noch ein wenig Rucksackgewicht für den letzten Anstieg des Tages loszuwerden. Ab jetzt ging es noch ein gutes Stück bergauf auf den Grat des Martxate, wo wir unser Zelt aufschlagen wollten. Immerhin hatte es „nur noch“ 33°C und die zwei Stunden Anstieg vergingen wie im Flug. Eine Stunde vor dem Gipfel gab es einen Wasserschlauch, der die Tröge für die Tiere bewässerte. Wir nutzten die Gelegenheit und füllten unsere komplette Kapazität von 5 Litern auf, um bestens fürs drycamping gerüstet zu sein. Ab hier ging es noch ein gutes Stück bergauf, bis wir den steinigen Grat erreichten.
Nach kurzer Zeit fanden wir ein wenig abseits des trails eine gute campsite und bauten unsere Zelte auf. Es war recht windig, doch Alex beruhigte mich und sagte, der Wind solle über Nacht abnehmen.
Als die Zelte aufgebaut waren, kletterten wir noch ein kleines Stück auf eine nahegelegenen Erhebung, um uns den Sonnenuntergang anzusehen. Die Ausblicke waren gewaltig, bis zum Horizont waren die Hügel hinter uns und die hohen schroffen Berge vor uns in das goldene Licht des Abends getaucht.
Als wir zu unseren Zelten zurückkehrten, konnte ich schon aus der Ferne sehen, dass es sehr windig war. Mein Zelt wiegte und bog sich im Wind, doch ich hoffte einfach, der Wind würde nachlassen und legte mich hinein.
Das Gegenteil war der Fall und die Lautstärke der flatternden Zeltplane wollte mich einfach nicht einschlafen lassen. Immer wieder bog sich mein Zelt unter dem Wind. Nach zwei Stunden steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren. Sie hatten zwar keine Akkuladung mehr, aber dienten immerhin als Ohrenstöpsel und dämpften die Geräuschkulisse ein wenig ab.
Um ca. 2:00 Uhr nachts riss der Wind meinen Hering aus dem Boden und so stürzte das Zelt über mit zusammen. Unter der Plane begraben versuchte ich meine Kopflampe zu erreichen, und das Problem zu lösen. Ich kletterte aus dem Zelthaufen, spannte mein kleines Zuhause neu auf und legte einen großen Stein auf den Hering. Bevor ich wieder hineinkroch überprüfte ich noch alle anderen Heringe, doch sie waren fest im Boden verankert.
Nur zwei stunden später löste sich ein anderer Hering. Wieder musste ich das Zelt verlassen und ihn neu im Boden versenken.
Tag 8: vom Martxate nach Ochagavia
Insgesamt hatte ich in der letzten Nacht kein Auge zu gemacht und freute mich, als ich um 6:00 Uhr endlich aufstehen und das Zelt abbauen konnte. Ich setzte mich auf einen Stein und frühstückte. Bald stand Alex auch auf und wir packten unsere Rucksäcke und wanderten los.
Die ersten paar Stunden wanderten wir noch auf dem Grat, auf dem wir letzte Nacht gezeltet hatten. Der Wind blies immer noch stark und machte uns das Gehen schwer.
Wir überquerten zwei Erhebungen und stiegen schließlich ein wenig hinab.
Schließlich ging es noch ein Stückchen durch den Wald, bis wir kurz nach Mittag Ochagavía erreichten. Ich war nach meiner schlaflosen Nacht dankbar für den kurzen Tag und die Aussicht auf ein Bett, denn wir würden heute Nacht im Hostel auf dem Campingplatz schlafen. Als wir dort ankamen, nahm ich zuerst einmal meinen Sport-BH in Empfang. Er war tatsächlich angekommen!
Anschließend schauten wir noch die zweite Hälfte von „König der Fischer“ und ich machte ein Nickerchen.
Am Abend gingen wir noch einmal hinaus um mit unseren Campingkochern ein Abendessen zu kochen. Für mich gab es Nudeln mit Käse und für Alex Ravioli – auch mit Käse. Hier draußen saßen auch andere GR11 Wanderer und die Belgierin, die wir am Tag zuvor getroffen hatten. Sie hatte übrigens letzte Nacht das selbe Problem gehabt wie ich, ihr Zelt hatte dem Wind auch nicht stand gehalten.
Als wir uns schlafen legten grollte der Donner über uns. Hier in unserem Hostel-Zimmer war das eigentlich ganz gemütlich und wir freuten uns auf ein paar kühlere Tage.
Tag 9: von Ochagavía nach Isaba
Der Wecker klingelte um 6:00 Uhr und Alex und ich verspeisten unsere Haferflocken. Anschließend packten wir unsere Sachen und wanderten los.
Die heutige Etappe war nicht besonders anspruchsvoll, ungefähr 20 km wanderten wir auf einem Forstweg bis nach Isaba. Auf dem Aufstieg überholten wir zwei Wanderer, die wir zuvor auf dem Campingplatz in Ochagavía gesehen hatten. Mit einem jungen Mann aus Holland kamen wir ein wenig ins Gespräch. Er hatte in der letzten Nacht nicht besonders gut geschlafen und war dementsprechend heute ein wenig neben der Spur. Wir verabschiedeten uns bis später und setzen die Wanderung nach Isaba fort.
Kurz nach Mittag erreichten wir Isaba und ließen uns in einem kleinen Park im Schatten eines Baumes nieder. Hungrig stürzten wir uns auf unsere Food-bags und verspeisten alles, was sie gerade so hergaben: Kartoffelbrei, Nutella Wraps mit Erdnüssen und Maggi-Nudeln.
Nachdem der Hunger gestillt war, legten wir uns ins Gras und machten ein Nickerchen. Wir waren heute sehr schnell gewandert und hatten keine besonders lange Strecke mehr vor uns, also machten wir eine ausgiebige Siesta. Anderthalb Stunden später kam auch der junge Mann aus Holland vorbei und legte sich zu uns in den Schatten. Ich quatschte ein wenig mit ihm und es stellte sich heraus, dass der GR11 seine erste richtige Fernwanderung war – Hut ab!
Als um 16:00 Uhr der Supermarkt wieder öffnete erledigten wir unseren Resupply und verspeisten ein paar schlecht haltbare Nahrungsmittel direkt vor Ort: Joghurt, frisches Obst, eine Paprika…Anschließend trafen wir die anderen GR11 Wanderer vor einer Bar und ich setzte mich dazu. Wir unterhielten uns über die morgige Etappe und außer Alex und mir wollte niemand die „schwerere“ Variante des GR11 über unseren ersten 2000er, den Ezkauri wandern.
In unserer kleinen Runde saßen eine Frau aus Holland, die 7 Tage auf dem GR11 wanderte, der Junge Mann aus Holland, der vorhin schon mit uns im Park gelegen hatte, die Belgierin, die wir schon seit 2 Tagen immer wieder gesehen hatten und eine Frau, deren Herkunft ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte. Wir tauschten uns ein wenig über den Trail aus und verabschiedeten uns, als Alex und ich los starteten um noch gut zwei Stunden bergwärts wanderten und dort wild zu zelten.
Der Weg führte uns langsam bergauf entlang eines Baches den wir schließlich überquerten und unsere Wasserreserven auffüllten: fünf Liter für das heutige Dry camp und für den fünfstündigen Aufstieg morgen früh. Ich machte mir Sorgen, das Wasser könnte nicht reichen, doch mehr Kapazitäten hatten wir einfach nicht, also mussten wir einfach sparsam damit umgehen.
Der Trail zweigte ab in den Wald und ging steil bergauf. So steil, dass man es als Ziehen in den Waden fühlte. Mit unseren extra schweren Rucksäcken kämpften wir uns bergauf und erreichten nach weiteren 35 Minuten Anstieg endlich eine Wiese, auf der wir die Zelte mit Blick auf die Berge aufschlagen konnten.