11. April 2022
Wie immer stand ich früh morgens auf, doch anstelle des Spaziergangs standen heute Physio-Übungen für das mich plagende Knie an erster Stelle. Als ich anschließend hinunter ging, um mir Frühstück zu machen, traf ich Katie. Sie sagte mir, dass Seth sich nicht so gut fühlte und wir deshalb heute später beginnen würden.
Um 9:00 Uhr begannen Kennedy und ich mit der Arbeit. Im Vergleich zu letzter Woche hatte es sich stark abgekühlt. Anstelle von Kurzarm Shirts hieß es heute Zwiebellook und Wollmütze! Doch die Arbeit hielt uns warm, denn für heute hatten wir ein volles Programm: zunächst verteilten wir Holzspäne auf den Wegen im Kräutergarten und anschließend war es Zeit für meine erste „Bed Prep“. Das bedeutet so viel wie ein komplett neues Beet anlegen.
Das ganze sieht so aus: Zunächst „pflügen“ wir mit einer Broadfork eine ganze Reihe mit der Hand. Eigentlich lockern wir nur den Boden auf, um ihn darauf vorzubereiten bepflanzt zu werden. Die Broadfork heißt tatsächlich auch genau so auf Deutsch, aber man könnte sie beschreiben als eine sehr breite, übergroße Mistgabel.
Die Broadfork wird in ca 20-30 cm Abständen immer wieder in den Boden gerammt. Anschließend springen Kennedy und ich auf das Rohr oberhalb der Zacken, um die Broadfork tiefer in die Erde zu bekommen – dies ist allerdings keine offizielle Anweisung für den Gebrauch. Dann muss man sie wie einen Hebel etwas neigen und wieder anheben, um die Erde zu lockern. Diese Schritte werden wiederholt bis man das Ende des Beetes erreicht. Da die Broadfork ziemlich schwer ist, spürt man seine Arme ganz ordentlich nachdem man sie etliche Male in den Boden gerammt und wieder herausgezogen hat.
Diese Art den Boden aufzulockern ist übrigens sehr viel besser für unsere Böden als herkömmliches Pflügen. Anders als früher angenommen schadet der Prozess nämlich der Erde und den Mikroorganismen und fördert Erosion. Zwar bewirkt das Pflügen eine kurzfristige bessere Fruchtbarkeit des Bodens, die aber auf längere Zeit viel Schaden anrichtet und sich einfach nicht bezahlt macht.
Nach dem Durchgang mit der Broadfork wird mit einer Harke alles Unkraut aus der nun lockereren Erde entfernt. Für hartnäckige Wurzeln nehmen wir die Hände zur Hilfe. Dann zerkleinern wir mit eine Hacke alle großen Klumpen in der Erde, um eine gleichmäßige feine Oberfläche zu erhalten. Anschließend wird Dung auf dem Beet verteilt, als eine Art Dünger natürlichen Ursprungs. Dieser wird ebenfalls mithilfe der Hacke mit der Erde vermischt bis sich eine gleichmäßige Substanz ergibt. Alle Erdklumpen werden noch zerkleinert und schließlich mit einem Rechen Steine und alles andere entfernt, was nicht in den Boden gehört.
Zu guter letzt werden Holzspäne auf den Wegen verteilt und Seth verlegt das Bewässerungssystem, welches aus zwei oder drei Wasserschläuchen besteht, die sich über die gesamte Länge eines Feldes erstrecken und in regelmäßigen Abständen eine semipermeable Membran in ihrer Wand besitzen, sodass Wasser kontrolliert austreten kann.
Das ganze hört sich an als sei es schnell gemacht, doch tatsächlich benötigen wir ungefähr einen ganzen Tag um ein einziges Beet vorzubereiten. Nach dem anstrengenden Arbeitstag fuhren Kennedy und ich in die Stadt um einzukaufen und ließen den Abend gemütlich ausklingen.
Rae hatte uns schon vor Arbeitsbeginn verlassen, da sie mit einer Freundin nach Spokane fahren musste, die dort eine Operation durchführen ließ und eine Begleitung brauchte. Ob Rae auf die Farm zurückkommen würde war bisher noch unklar. Sie hatte zuvor den zweiten Wohnwagen bewohnt, der nun frei war und mir zur Verfügung stand. Also zog ich um mit meinem ganzen Hab und Gut, das in einem Wanderrucksack reichlich Platz hatte.
Der Wohnwagen war zwar nicht der Neuste, aber er war größenmäßig eher ein Palast als ein Wohnwagen! Es gab ein Sofa, eine Küche mit Essecke und ein separates Schlafzimmer. Außerdem hatte er sogar Dusche und WC, allerdings nutzen wir das Badezimmer im Haus, also bestand keine Notwendigkeit dafür im Wohnwagen.
12. April 2022
Heute erwartete uns eine sehr ähnliche Aufgabe wie gestern. Wir präparierten ein zweites Beet, genau nach dem selben Schema wie das erste und anschließend pflanzten wir kleine Kopfsalat Setzlinge hinein. Damit die verletzlichen Pflänzchen noch vor Wind, Wetter und Wildtieren geschützt waren, platzierte Kennedy eine Abdeckung über dem Beet.
Außerdem stapelten wir allerlei Kompost, um eine Hügelkultur zu erstellen. Dazu wird altes Gehölz und kompostierbare Biomasse, wie zum Beispiel Blätter und Pflanzenreste, zu einem Hügel aufgeschichtet und schließlich mit Erde überdeckt. Schlussendlich wird das Ganze wie ein Hochbeet bepflanzt. Diese Technik soll die Fruchtbarkeit, sowie die Kapazität des Bodens Wasser und Wärme zu speichern verbessern und somit Pflanzen in der unmittelbaren Umgebung des Hügels beim Wachstum helfen.
Erschöpft legten wir schließlich die Arbeit nieder, ich verbrachte meine Zeit mit Balance Übungen, die mein Knie stärken sollten und Kennedy buk einen Kuchen, da sie morgen Geburtstag hatte. Ja, sie buk sich selbst einen Kuchen. Nicht, weil niemand anders es machen wollte, sondern weil es ihre eigene Tradition war. Ich war darüber nicht besonders traurig, denn Backen zählt definitiv nicht zu meinen Talenten oder Vorlieben – der Konsum von Backwaren allerdings schon 😉
Obwohl ich schon seit Januar regelmäßig Übungen für meine Knie Verletzung machte, hatte sich der Zustand irgendwie nicht signifikant verbessert. Ich folgte dem Programm eines Personal Trainers (Chase_mountains) aus Spanien, der sich auf Verletzungen beim Bergsport spezialisiert und ein Programm namens „Mountain Proof knees“ erstellt hatte, welches es vielen Wanderern vor mir erlaubt hatte, schmerzfrei und die Berge zurückzukehren. Leider hatte ich weniger Erfolg, also schrieb ich ihm in meiner Frustration eine Nachricht. Er antwortete prompt und stellte mir allerlei Fragen, um herauszufinden, wo das Problem eigentlich wirklich lag. Nachdem er mich ausgefragt hatte, stellte sich heraus, dass mein Problem vermutlich keine Schwäche in den Muskeln in der unmittelbaren Umgebung des Knies war, sondern viel mehr an meinen Füßen lag. Da die Füße unser erster Kontakt zum Boden sind, verdienen sie eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit als wir ihnen zurechnen! Nach der Analyse einiger Fotos teilte Chase mir mit, dass die Wölbung in meinen Füßen sehr schwach ist, was bei längerer Belastung, wie einer Fernwanderung zu Probleme in den darüber liegenden Gelenken führen kann. Diese Beobachtung ist übrigens nicht neu für mich. Als ich die Röntgenbilder und MRT Aufnahmen meiner Knie machen ließ, sagte ich sogar der Orthopädin, dass ich glaubte, die Wurzel meines Problems liege in den Füßen, da meine Beine beim Gehen leicht nach innen knickten. Sie schaute meine Füße an und sagte, die seien zwar flach, aber nicht zu flach, da müsse man nichts machen. Umso mehr ärgerte ich mich, dass ich monatelang das falsche Problem verfolgt hatte. Naja, eigentlich kann man das so nicht sagen, ich habe ja Kraft in meinen Oberschenkeln aufgebaut, die mir auch nicht schadet.
13. April 2022
Ich stand auf, erledigte meine von nun an täglichen Fuß-Kräftigungs- und Balanceübungen, machte mir ein Frühstück mit einer großen Tasse Kaffee und trat schließlich hinaus in die Kälte. Eine dünne Schneedecke überzog die Felder und kleine weiße Flocken tanzten durch die klirrend kalte Luft. Wir begannen damit, das Hügelkultur Hochbeet zu bepflanzen und bedeckten die Samen schließlich mit Stroh, das dazu dient, die Feuchtigkeit in der Erde zu halten. Anschließend kam Seth mit dem Traktor und pflügte ein Stück des Rasens, um hier ein komplett neues Beet entstehen zu lassen. Kennedy und ich entfernten per Hand und Rechen die Grasbüschel mitsamt ihrer Wurzeln.
Immer wieder mussten wir Grasbüschel aus der Erde pflücken und wann immer wir dachten, wir seien fertig, fanden sich wieder neue, die es zu entfernen galt. Nach einigen Stunden waren wir endlich fertig und konnten mit der eigentlichen Bed Prep weitermachen, wie oben beschrieben. Mit der Broadfork lockerten wir den Boden auf und die Wege wurden mit Holzspänen angelegt. Für alle weiteren Schritte war leider keine Zeit mehr, denn Kennedy hatte heute Geburtstag und wir hatten Pläne, zur Feier des Tages in die Stadt zu fahren und gemeinsam etwas essen zu gehen.
Also ging ich duschen, zog mich hübscher an als sonst (das heißt meine zweite Hose zum wandern und ein Merino Oberteil zum schlafen – mehr hatte ich nicht dabei) und fuhr mit Kennedy in die Stadt. Sie hatte ein mexikanisches Restaurant für uns ausgesucht. Wir beide bestellten Spinat Enchiladas mit Bohnen, Reis und Guacamole. Das Essen war unglaublich lecker und gleichzeitig sehr sättigend. So sehr ich es liebte jeden Tag auf der Farm zu kochen, war es doch einmal wieder schön mit jemandem essen zu gehen, ein bisschen zu quatschen und die Vorzüge der Zivilisation zu genießen.
Als wir wieder auf der Farm ankamen, gab es noch ein riesiges Stück von dem Himbeer-Schoko Kuchen den Kennedy gebacken hatte. Er war köstlich und katapultierte uns beide direkt ins Bett.
14. April 2022
Ich wachte auf in meinem Wohnwagen, sah aus dem Fenster und konnte meinen Augen kaum trauen: es hatte geschneit! Aber diesmal war es keine leichte Schneedecke, sondern eine dicke weiße Schicht, die die ganze Umgebung überzog. Noch dazu hatte es -4 °C und die Temperaturen sollten bis zum Ende der Woche nicht signifikant ansteigen.
Ich kochte mir einen Kaffee und erledigte meine Physio Übungen. Anschließend traf ich Kennedy in der Küche und wir scherzten darüber, heute vielleicht nicht arbeiten zu müssen.
Auch Seth hatte nicht mit einem Wetterumschwung diesen Ausmaßes gerechnet, also mussten wir heute etwas improvisieren und arbeiteten überwiegend im Gewächshaus. Eigentlich wäre unser Plan für heute gewesen, die Beete fertig zu machen, die wir gestern begonnen hatten und sie mit Erdbeeren zu bepflanzen. Nun mussten sich die Erdbeeren – und auch wir – noch einen Tag gedulden.
Im Gewächshaus pflanzten wir viele verschiedene Sorten Basilikum, Brokkoli und Grünkohl in Bleche mit 200 Kammern. Zuerst füllten wir diese mit Erde und drückten mit unseren Fingern kleine Kuhlen hinein, in die anschließend jeweils ein Samen gelegt und vergraben wurde. Im Gewächshaus war es kalt, doch wir konnten für diese Aufgabe keine Handschuhe tragen. Durch die Kälte bewegten wir uns langsam und froren, sodass wir uns nach ein paar Stunden im Haus aufwärmen mussten, und beide noch ein zweites Paar Socken anzogen.
Nach unserer Mittagspause gingen wir wieder ins Gewächshaus. Inzwischen war der Schnee geschmolzen und die Sonne hervorgekommen. Im Gewächshaus hatte es plötzlich gefühlt 30°C und Kennedy und ich arbeiteten in T-Shirt und begannen zu schwitzen. Am frühen Nachmittag übermannte mich eine bleierne Müdigkeit und Erschöpfung, entweder von der harten Arbeit der letzten Tage oder von den starken Temperaturschwankungen. Jedenfalls beschloss ich, die Arbeit für heute niederzulegen und mich stattdessen mit einem großen Stück von Kennedys selbstgebackenen Kuchen ins Bett zu kuscheln. Ich verbrachte den restlichen Nachmittag also eingemummelt in meinem Daunen Schlafsack und schaute einen Film.
Als ich abends die Küche betrat, traf ich Kennedy, die gemeinsam mit Seth verschiedene Sorten frischen Salats geerntet hatte, welcher nun zum freien Verzehr in unserem Kühlschrank einquartiert war. Diese Chance ließ ich mir nicht entgehen, also gab es zum Abendessen frischen Salat, Linsen, Spinat und Cashew Kerne, getoppt mit einer Mandel-Balsamico-Ahornsirup Sauce – köstlich!!!
15. April 2022
Der Tag begann wie immer mit Physio-Übungen, einer Tasse Kaffee und einem Frühstück. Heute gab es Brot mit Avocado und Cashewmus mit Pflaumenmarmelade.
Draußen war es wunderschön, klar und warm. Ein paar vereinzelte Wolken waren noch in den Bergen zu sehen, doch die Sonne schien und wärmte uns bei der Arbeit. Wir beendeten die Bed Prep der Erdbeer-Beete mit Hacke, Broadfork und Rechen. Anschließend war es endlich an der Zeit die Erdbeeren einzupflanzen! Anders als bisher, waren die Erdbeeren nicht selbst gesät, sondern Seth hatte sie bereits gekauft als kleine Keimlinge, die bereit waren, in die Erde gesetzt zu werden. Für jede Erdbeerpflanze gruben wir ein kleines Loch und setzen die Keimlinge behutsam hinein. Waren ihre Wurzeln schon zu lang, mussten wir sie kürzen. Kennedy und ich arbeiteten gegenüber von einander und quatschten die meiste Zeit. Wir hatten meistens viel Spaß miteinander und diskutierten über alle möglichen verrückten Themen.
Gegen Nachmittag wurde es sehr warm, also beschloss ich, meinen Pulli auszuziehen. Zum Spaß sagte ich „den werde ich sicher in 10 Minuten schon vermissen.“ und arbeitete weiter. Kurze Zeit später kam ein heftiger Wind auf und offensichtlich hatte ich recht behalten, denn ich musste meinen Pulli sofort wieder anziehen. Und nicht nur das, binnen kürzester Zeit begann es zu hageln. Es dauerte nicht lange bis wir beide nass und unsere Hände eiskalt waren. Es wurde zunehmend schwerer mit steifen und fast tauben Fingern die kleinen Erdbeeren Keimlinge in die Erde zu setzen. Wir jammerten und froren und flüchteten schließlich ins Haus um unsere Finger unter warmem Wasser aufzuwärmen.
Für mich war der Arbeitstag nun vorbei und ich freute mich schon darauf, mich in meinen Wohnwagen zu verziehen, denn dort wartete ein großes Paket auf mich. Ich hatte mir eine (sehr billige) Western Gitarre gekauft, um weiterhin ein wenig spielen zu können. Da ich nicht wie ursprünglich geplant meine ganze Freizeit in den Bergen zu verbringen konnte, brauchte ich eine andere Beschäftigung und ich sehnte mich nach meiner geliebten Gitarre, die ich in Wien zurück gelassen hatte. Außerdem wollte ich meinen täglichen Konsum von sozialen Netzwerken reduzieren, bewusster gestalten und mehr Zeit „offline“ verbringen. Und das klappte auch tatsächlich ganz gut: Mein Telefon, welches mein einziges technisches Gerät hier auf der Farm darstellte, ließ ich während der Arbeit meistens in der Küche oder im Wohnwagen, weil ich Angst hatte, es könne Schaden nehmen. In meinem Wohnwagen hatte ich keinen WLAN Empfang und da mein Datenvolumen nur für Notfälle aufzusparen war, hatte ich nur vor und nach der Arbeit, sowie in der Mittagspause Kontakt zur Außenwelt. Meinen Blog schrieb ich alle paar Tage abends wenn mir gerade danach war und da nur zum Hochladen eine Internetverbindung notwendig war, konnte ich auch in meinem Wohnwagen schreiben.
Ich packte meine Gitarre aus, stimmte sie und begann zu spielen. Der Klang war definitiv nicht vergleichbar mit meiner Geliebten Lag Gitarre zuhause, doch sie war doch besser als nichts und singen sowie musizieren löst ja bekanntlich die Freisetzung von Glückshormonen aus, die ich dankend empfing. So klimperte ich ein paar Stunden dahin, gewöhnte meine Finger wieder an die rauen Stahlseiten und die Zeit floss nur so dahin als hätte jemand plötzlich die Geschwindigkeit der Welt um mich herum erhöht.
Abends verarbeiteten Kennedy und ich die letzten Reste des Pizzateigs, den wir letzte Woche eingefroren hatten. Unsere Kreation schmeckte köstlich! Der selbstgemachte Teig war bestrichen mit einer Sauce aus Tomaten von der Farm und einigen frischen Kräutern. Der Belag bestand aus italienischem Mozzarella, Aubergine, sonnengetrockneten Tomaten, Champignons und ein paar Klecksen selbst-gemachten Basilikum Pestos von Seth und Katie.
Wir saßen noch ein paar Stunden in der Küche, unterhielten uns über tiefgründige Fragen, lachten viel und gingen schließlich zufrieden ins Bett, mit einer großen Vorfreude auf das bevorstehende Wochenende.
16. April 2022
Es war endlich Wochenende! Ich lag ungefähr 20 Minuten länger im Bett als sonst und kroch aus meinem wohlig warmen Schlafsack, der mich gar nicht bemerken ließ, wie kalt es „draußen“ war. In meinem Wohnwagen herrschte aktuell eine fast arktische Innentemperatur von 10 °C, daher war ich sehr froh über meinen kuscheligen Schlafsack, der mich schön warm hielt. Ich ging in die Küche, machte mir Frühstück und erledigte die täglichen Dehnübungen. Da außer mir noch niemand wach war, setzte ich mich warm angezogen in meinen Wohnwagen und spielte für ein paar Stunden auf meiner neuen Gitarre. Anschließend zeichnete ich meine tägliche kleine Zeichnung und wusste nicht mehr so ganz wohin mit mir. Es war kalt draußen, wenige Grad über den Gefrierpunkt und noch dazu war es grau und nicht gerade einladend für jegliche Outdoor Aktivitäten. Kennedy und ich beschlossen später in die Stadt zu fahren, denn in Chelan war „Earth day fair“ ein kleines Festival, mit einem Handwerker Markt. Wir schlenderten über den Platz, begutachteten all die Stände und lauschten der Livemusik. Es gab allerlei selbstgemachten Schmuck, Stickereien, Alpaka Kleidung und Decken, Seife und ein paar Food-Trucks. Nachdem wir alles gesehen hatten, fuhren wir zum Supermarkt um für die kommende Woche einzukaufen.
Wieder zuhause, lud ich mir ein paar Episoden einer neuen Serie auf mein Handy und schaute diese warm eingepackt in meinen Schlafsack, bis ich schließlich einschlief. Der Tag war nicht besonders aufregend, aber nach der anstrengenden Woche vielleicht genau das, was wir brauchten.
17. April 2022
Frohe Ostern an alle Leser:innen! Heute verspürte ich zum ersten Mal auf dieser Reise eine ganz ordentliche Portion Heimweh. Bisher hatte ich Ostern jedes Jahr mit der Familie verbracht, doch heute war es anders. Es gab keine Ostereier zu suchen und auch kein ausgiebiges Osterfrühstück. So ist das wohl, wenn man sich entscheidet, weit weg zu reisen!
Ich verbrachte meinen Morgen damit, auf meiner Gitarre zu spielen und meine Stimme wieder zu trainieren, die nach ein paar Monaten ohne zu Singen ziemlich eingerostet war.
Abgesehen von der Kälte, war heute wunderbares Wetter. Kennedy und ich hatten geplant auf eine kleine Wanderung zu gehen. Seth hatte uns eine Wanderung empfohlen, den „Echo Ridge Trail“. Mit dem Auto fuhren wir ca. Eine halbe Stunde tiefer in die Berge hinein und auf einer Forststraße bis zum Trailhead. Magnolia, Kennedys Hund war auch mit dabei. Seltsamerweise liebte sie Autofahren und streckte während der Fahrt ihren Kopf aus dem Fenster, sodass ihre Ohren im Wind flatterten.
Vom Parkplatz aus wanderten wir an der Flanke des Berges eine große Runde von ca. 10 Kilometern Länge. Direkt zu Beginn der Wanderung hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die noch schneebedeckte North Cascades Gebirgskette im Nordwesten. Später wanderten wir durch einen immergrünen Fichtenwald, der mich stark an die Sierra Nevada erinnerte. Auf der ganzen Wanderung trafen wir keine einzige Person, dafür allerdings eine Vielzahl an Rehen! Es war zwar keine anstrengende, aber definitiv lohnenswerte Tour. Low effort, high reward würde ich sagen.
Als wir zur Farm zurückgekehrt waren, kochten wir uns etwas zu essen und ich legte mich zufrieden ins Bett um eine Serie zu schauen.
Apr 18, 2022 9:34 am
Ich habe mit einer Tasse Tee in der Hand gerade ganz entspannt Part 3 gelesen und die schönen Bilder auf mich wirken lassen. Danke für die interessanten und schönen Impressionen. Die Arbeit und die Lebensbedingen erscheinen hier aus dem Fernsehsessel zwar z.T. echt hart, aber trotzdem erfüllend. Was mir dabei in den Kopf kommt sind zwei Sätze: Wenn es der Erde gut geht, geht es dem Menschen auch gut.
Die Natur fasziniert und entspannt.
Apr 18, 2022 3:49 pm
Hallo Katrin,
Vielen Dank für deinen Kommentar und es freut mich sehr, euch wieder an Bord zu haben auf dieser Reise!
Ich kann dir nur zustimmen, die Natur tut uns gut und nach allem anderen ist sie ja unser Ursprung. Da kann man sich doch nur wohl fühlen…
LG!
Apr 18, 2022 10:32 am
Guten Morgen,bzw gute Nacht bei dir!
Teil 3 deines Blogs ist auch bei mir die Morgenlektüre zum Kaffee.
Die Art der Bodenbearbeitung ist wirklich wie in früheren Zeiten und ich bin sehr gespannt,was Henry als klassischer,moderner Landwirt dazu sagen wird.Zunächst Kopfschütteln,dann Nachdenken?
Die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön und laden wirklich direkt zum Wandern ein.Eine echte Traumkulisse!Schneebedeckte Bergkuppen in Ferne,einfach herrlich!Der kleine fellige Autofreund mit den flatternden Ohren ist auch wirklich köstlich,erinnert mich schon sehr an Orpheo,der ja immer den Beifahrersitz einforderte,ansonsten nur fiepend im Kofferraum saß,was ich nicht gut ertragen konnte….
Dass sich in deine Gegend kein Osterhase verirrt hat ist wirklich schade und ich kann dir sagen,dass wir dich natürlich auch sehr vermisst haben.Manchmal ist das Vermissen aber auch eine Bestätigung für das,was man hat und liebt.Komischerweise wird es uns häufig erst dadurch bewusst.Ein bisschen schräg….
Eine Reisegitarre hat Einzug gehalten,das ist sehr gut.Die dadurch entstehenden Glückhormone ein Fest und ich fand die Vorstellung,dass du so lange nicht spielen und singen kannst schon traurig,Ich freue mich aus der Ferne richtig mit dir.Deine Lag in der Heimat wird es dir nachsehen.
Jetzt wünsche ich dir zunächst einmal ein klein bisschen Frühling,der tut der Stimmung gut und hat immer was von Aufbruch und Leben.Und ,nicht zu vergessen,ein gnädiges Knie. Vllt muss es noch von der Notwendigkeit des Wanderns für dich überzeugt werden,und schweigt bei der nächsten Tour schon still….
Apr 18, 2022 3:53 pm
Hallo Mama,
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Es ist ja beruhigend, dass ihr mich an Ostern auch vermisst habt 😝 Zum Glück sehen wir uns ja doch schon früher, als geplant und ich freue mich schon sehr auf unseren Urlaub!
Die Reisegitarre war jeden Cent wert und bereitet mir große Freude. Dass sie was den Klang betrifft meiner Lag Gitarre um einiges nachsteht, war ja zu erwarten aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm, dann freue ich mich umso mehr, sie wieder in den Händen zu halten.
Die Frühlingswünsche nehmen wir dankend entgegen, ein bisschen mehr Sonne wäre nicht schlecht. Funfact: obwohl Lake Chelan auf dem gleichen Breitengrad wie Wien liegt, ist es hier sehr viel kälter. Ihr liegt dagegen auf ca 52° Nord und habt schon richtiges Frühlingswetter… Frechheit. Naja ich gönne es euch ja, der Frühling wird auch hier schon irgendwann ankommen.
Apr 19, 2022 12:07 am
Frohe Ostern an dich! Super interessant zu lesen, ich habe immer Mal wieder drüber nachgedacht, ob ein Leben (oder vielleicht auch erstmal ein paar Wochen) auf einer Farm etwas für mich wären und nach deinen Erzählungen klingt das alles sehr abwechslungsreich und interessant! Vielleicht kannst du ja Mal nach Möglichkeit ein Bild von dem Gewächshaus mit dem ganzen Setzlingen zeigen, ich frage mich, wie groß das sein muss um so viel unterzubringen.. In WR ist das Wetter auch sehr abwechslungsreich, 10cm Schnee, gefolgt von einem Orkan, dann Hagelsturm und Dienstag so starker Sonne, dass der erste Sonnenbrand des Jahres schon für den Rest reicht. x)
Viele Grüße!
Apr 20, 2022 1:59 am
Hallo Elisa,
Vielen Dank für deinen Kommentar 😉
Ich bin irgendwie beruhigt, dass das Wetter nicht nur bei uns so verrückt spielt!
Die Arbeit auf der Farm ist definitiv abwechslungsreich, und den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein ist ein tolles Gefühl! Du kannst bestimmt mal irgendwo ein Praktikum machen, musst aber damit rechnen, evtl. nicht für deine Arbeit bezahlt zu werden, so wie ich. Zum ausprobieren ist es aber wirklich super und ich bin sehr happy hier!
Im nächsten Blog werde ich ein Foto vom Gewächshaus hochladen. Wir haben ein großes und ein kleines, also sehr viel Platz für setzlinge!